Folia Theologica 13. (2002)
Attila Puskás: Gott der dreieine als Schlüssel zum verstehen der wirklichkeit trinitarische Ontologie bei Gisbert Greshake
28 A. PUSKÁS originelle Erfahrung der Vielheit und Vielfalt, vernichtet den Selbstand der Seienden und bestreitet ihren Eigenwert. Einer anderen Erklärung nach ist die Vielheit und Vielfalt umfangende Welt durch einen Abfall vom Ureinen zustandegekommen. Die religiöse Variante sagt, dass noch vor dem Erschaffen der Welt eine Ur-Sünde begangen wurde, der zufolge als Ort der Bestrafung die Welt hervorgebracht wurde. Die philosophische Interpretation dieser Art deutet das Zustandekommen der Welt als notwendiger Vorgang der Emanation aus dem Ur-Einen, während dessen die göttliche Kraft graduell abnimmt bis zur Materie. In beiden Vorstellungen wird das Sein der Welt einem negativen Ereigniss oder Abfallvorgang zugeschrieben und die Welt selbst als etwas Negatives schliesst Vielheit und Verschiedenheit in sich ein. Die Frage bleibt unbeantwortet, wie eine Ur-Sünde begangen werden kann, wenn nur das Eine existiert. Ähnlicherweise ist es unklar, wie noch die Gottheit des Einen trotz der notwendigen Emanation bestehen könnte, und wie im Rahmen solcher Vorstellung noch der Selbstand der Welt und vor allem die Freiheit des Menschen gewährleistet werden könnte. Es gibt aber noch eine andere Möglichkeit zum Bedenken des Gottesverhältnisses zur Welt. Gegenüber der monistisch-panteisti- schen Sicht vertritt der Deismus die Auffassung, dass Gott und Welt zwei nebeneinander existierenden Wirklichkeiten sind. Zu diesem Denken ist auch die Idee einzuordnen, dass die Welt durch „Selbsteinschränkung" Gottes Zustandekommen ist. Diese aus der jüdischen Mystik (Kabbala: zimzum) stammende und in der rabbi- nischen Schöpfungstheologie fortlebende Vorstellung hat auch bei einigen christlichen Theologen und Philosophen (N.Cusanus, Schelling, Kierkegaard) Echo gefunden. Das Erschaffen der Welt passiert nach dieser Auffassung als das Sichzurückziehen Gottes, als Selbstzurücknahme und Einschränkung der Allmacht Gottes, damit die selbständige, mit wirklichen Selbsttätigkeit ausgezeichnete Welt und der Mensch als freies Wesen Zustandekommen können. Diese Idee beinhaltet etwas bleibend Gültiges aber löst neue Fragen aus, auf die sie selbst nicht antworten kann. Greshake formuliert zwei Haupteinwände, eine von existenzieller und eine von spekulativer Art, gegenüber solcher Vorstellung: „Gesetzt, der Gott absoluter, differenzloser Seinsmacht schränke zugunsten des Geschöpfes