Folia Theologica 13. (2002)

Attila Puskás: Gott der dreieine als Schlüssel zum verstehen der wirklichkeit trinitarische Ontologie bei Gisbert Greshake

TRINITARISCHE ONTOLOGIE BEI G. GRESHAKE 29 seine Allmacht ein - läuft dann die menschliche Geschichte vor einem ohn­mächtigen Gott ab? Kann der Mensch sich noch vertrauensvoll an einen Gott wenden, der seine Allmacht und damit seine umfassende Vorsehung 'suspendiert' hat? (...) das Unendliche - so bereits ein Gedanke Hegels - ist nur dann wahrhaft unendlich, wenn es nicht als Gegensatz zum Endli­chen gedacht ist. Denn dann wäre es ein Etwas gegenüber einem anderen und somit etwas Endliches".8 Nach der Auffassung des christlichen Schöpfungsglaube ist das absolute Prinzip der Welt der Dreieine Gott als die vollkommene Einheit von Identität und Unterschiedenheit, als gleichursprüngli­che Vermittlung von Einheit und Vielheit. Diese Sicht ist es fähig sowohl unter den Seienden herrschende Verschiedenheit, Vielfalt anzuerkennen (gegenüber der Illusionvorstellung) als auch die Un­terschiedenheit und Vielheit pozitív zu werten (gegenüber den mo­nistischen Abfall-Theorien). Zugleich gelingt es ihr den Selbstwi­derspruch der deistischen „Selbsteinschränkungsidee" zu vermei­den, so ist die Gottheit Gottes und der Selbststand der Welt garan­tiert. Wenn die Unterschiedenheit und Vielheit in Gott selbst eine unendlich pozitive Bedeutung hat, dann ist das Erschaffen der Welt als Erschaffen von etwas Anderes, etwas Verschiedenes ähnlicher­weise etwas höchst Positives. Die Schöpfungstat fordert nicht etwas völlig Fremdes und Neues von Gott, dessen Urbild sozusagen nicht in dem trinitarischen Leben selbst gegeben wäre9. Das Erschaffen der Welt aus der trinitarischen Perspektive erweist sich also nicht als Zurücknahme, Entfernung, Absetz Gottes, sondern vielmehr Hineinnahme, Teilhaben-Dürfen, Ganz-aufgenommen-Sein in das positive Verhältnis von Einheit und Verschiedenheit innerhalb des trinitarischen Lebens. 8 GRESHAKE, G., Der dreieine Gott, 231-232. 9 Gegenüber der deistischen Vorstellung der „Selbsteinschränkung” Gottes stellt Greshake fest: „Die Personen in Gott sind also von ihrer innersten Eigenart her so, dass sie Raum ‘neben ’ sich gewähren. Raumgeben gehört zum Wesen der Liebe: Keine der göttlichen Personen nimmt alles Sein ‘für sich ’ in Beschlag, sondern sie empfangen und geben und schaffen so Raum für die anderen. Wenn nun ein solcher ‘Raum ’ zum Wesen des trinitarischen Gottes gehört, muss dieser einen solchen nicht erst durch Rücknahme oder Einschränkung seiner Allmacht bereiten, um der Schöpfung überhaupt einen ‘Ort’ der Existenz zuweisen zu können". GRESHAKE, G., Der dreieine Gott, 232.

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