Folia Theologica 12. (2001)
Zoltán Rokay: Die Selbstverwirklichung des Menschen in der Philosophie von J. G. Fichte
40 Z. ROKAY Stimmung ist eine Begrenzung der Tätigkeit des Ich, und wird als eine Aufgabe empfunden: „Das Subjektive muß, aus irgendeinem nur außer der Tätigkeit des Ich liegenden Grunde, nicht weiter ausgedehnt werden können. Eine solche Unmöglichkeit des weiteren Ausdehnens machte dann aus - den beschriebenen Wechsel oder das bloße Eingreifen; er begrenzt nicht, als tätig das Ich; aber gäbe ihm die Aufgabe sich selbst zu begrenzen. Alle Begrenzung aber geschieht durch Gegensatz; mithin müßte das Ich, eben um jener Aufgabe eine Genüge zu tun, etwas Objektives dem zu begrenzenden Subjektiven entgegenzusetzen, und dann beide synthetisch vereinigen,... es wird ihm nicht ein außer dem Ich vorhandenes Nicht-Ich, und nicht einmal eine im Ich vorhandene Bestimmung, sonder bloß die Aufgabe für eine durch dasselbe selbst in sich vorzunehmende Bestimmung oder die bloße Bestimmbarkeit des Ich aufgenommen."10 11 Die Grundlage der Wissenschaft des Praktischen aber beginnt mit dem Grundsatz: „das Ich setzt sich als bestimmend das Nicht-Ich."11 Im Sinne des Primates der praktischen Vernunft, und im Sinne der Freiheitsauffassung von Fichte,12 konnte es auch nicht beim Grundsätze des Theoretischen bleiben: „Das Ich setzt sich als bestimmt durch das Nicht-Ich." Die dem Ich „entgegensetzte Tätigkeit muß allerdings in einem gewissen Sinne... im Ich liegen, insofern sie darin gesetzt ist; sie muß aber auch in einem andern Sinne im Gegenstände liegen."13 „Der letzte Grund aller Wirksamkeit für das Ich ist demnach nach der Wissenschaftslehre eine ursprüngliche Wechselwirkung zwischen dem Ich und irgendeinem etwas außer demselben, von welchem sich weiter nichts sagen läßt, als daß dem Ich völlig entgegengesetzt sein muß. In dieser Wechselwirkung wird in das Ich nichts gebracht, nicht Fremdartiges hineingetragen; alles was je bis in die Unendlichkeit hinaus in ihm sich entwickelt, entwickelt sich lediglich aus ihm selbst nach seinen eigenen Gesetzen; das Ich wird durch jenes Entgegengesetzte bloß in 10 Ebd. §4 I.gamma b. S.129F 11 Ebd. §5. S. 165 12 Vgl. u.a. Fichte an Baggesen: „Mein System ist ein System der Freiheit.” GA III,2. S.289ff. Ballauff, T., Fichtes Freiheitslehre..., Düsseldorf 1956. FRE- DERIKSE, T. C., Het vrijheidbegrip bij J.G. Fichte. (Diss.) Groningen 1948. 13 GR (Meiner), §5. II. (S. 176)