Folia Theologica 12. (2001)

Imre Koncsik: Der analoge Realismus als Fundament der Christologie Karl Rahners?

154 I. KONCSIK (das negative Existential der Erbsünde würde es allmählich ver­nichten), c) weil darin der göttliche Heilswille kategorial-real51 52 und nicht nur als „ideeller Zuspruch" mitgeteilt wird53, d) weil die Chri­stologie (nur?!) die Aufgipfelung, das Ziel, der Höchstfall der An­thropologie ist54, und weil e) der Mensch in seiner Einheit mit Gott als „er selbst" in ursprünglicher Bestimmung offenbar wird55. Die letzte Begründung ist die eigentlich problematische: Jesus erscheint als Erfüllung einer - wenn auch besonderen, einzigarti­gen und übernatürlichen - transzendentalen Idee56. Diese Erfül­lung in Jesus wird vom Glaubenden aposteriorisch durch den Ver­gleich der apostolisch ausgelegten Idee der Wirklichkeit Jesu mit der transzendentalen eingeborenen Idee57 eines jeden Menschen 51 „Nur eine von Gott als seine eigene Wirklichkeit angenommene endliche Wirklichkeit kann seine Setzung in der Welt unwiderruflich machen... Ein bloßer Prophet kann zwar im Namen Gottes sprechen, aber die endliche Ver­lautbarung, die er durch Tat und Wort mitteilt, kann immer nur etwas verkün­den, das nach vorne hin offen bleibt und überholbar ist.“ (Sehr. XV, 214). Vgl. Sehr. IX, 215! 52 Sehr. X, 215-220 53 Freilich verlagert Rahner die Auferstehung stark in das Jenseits einer abstrak­ten Transzendentalität (Sehr. X, 224f), indem sie etwa zu einem „inneren Mo­ment“ der Erlösung am Kreuz gemacht wird (Sehr. XII, 336). Sie wird nur gnoseologisch an das „geschichtliche Selbstverständnis“ Jesu (Sehr. X, 226) als „gerettete Geschichte“ (Sehr. XIII, 184) zurückgebunden, die vom Men­schen entsprechend „bejaht“ (Sehr. XII, 344) - also nicht etwa konstitutiv für das eigene Menschsein vollzogen - wird. Die Rückbindung selbst erfolgt wie­derum nur transzendental vermittelt durch die menschlich-göttliche „Frei­heit“, die wiederum der „seligen Unberührtheit Gottes in sich selbst“ (Sehr. XIII, 186) - ganz ungeschichtlich - entspringt. 54 „Christologie ist Ende und Anfang der Anthropologie, und diese Anthropolo­gie in ihrer radikalsten Verwirklichung, nämlich der Christologie, ist in Ewig­keit Theologie.“ (Sehr. IV, 151). Vgl. Sehr. I, 184. 55 „Denn je radikaler jemand seinshaft und somit auch in seiner Existenz als Kreatur auf Gott bezogen ist, um so mehr kommt eine solche Kreatur zu sich selbst, und je radikaler jemand seine kreatürliche Wirklichkeit erfahren kann, um so einiger muß er mit Gott sein“ (Sehr. IX, 211). 56 Siehe etwa Sehr. XV, 182. - Dazu MÜLLER, G.L., Katholische Dogmatik, Freiburg 1995, 369: Rahner stellt „den Menschen Jesus von Nazareth als die Erfüllung der transzendentalen Verwiesenheit auf Gott dar.“ Die Selbsthinga­be des Menschen ist „nur unter der Voraussetzung der absoluten Selbstmittei­lung Gottes in seinem Sohn möglich... Er (sc. Rahner) entwickelt das be­sondere an Christus vielmehr innerhalb der transzendentalen Analyse des allgemeinen Schöpfer-Geschöpf-Verhältnisses.“

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