Folia Theologica 11. (2000)

Imre Koncsik: Ist Theologie überhaupt eine Wissenschaft? - Ein Dialog mit Gustav Siewerth

IST THEOLOGIE ÜBERHAUPT EINE WISSENSCHAFT? 85 Erkenntnisse in einen globalen Kontext, wobei der Begriff „global” nicht eine quantitative Vermehrung und Extrapolation auf qualitativ gleiche Gegebenheiten meint. Vielmehr wird die Subordination und analoge Integration der Erkenntnis­se anderer Wissenschaften in qualitativ differente Gegebenheiten der Wirklich­keit, die spezifisch theologisch erfaßbar sind, ausgesagt. Wie kann das konkret aussehen? - Liefert etwa ein Physiker Aussagen über die raumzeitliche Einheit des Seins, so müssen sie theologisch / philosophisch in einen über-raumzeitlichen, meta-physischen, universalen und globalen, also onto­logischen Kontext integriert und eingebaut werden. Folglich können physikali­sche Erkenntnisse über die Wirklichkeit analog extrapoliert werden zwecks theo­logischer / philosophischer Deutung der Wirklichkeit. Voraussetzung für die da­mit gegebene analoge Transformation ist die - oben angedeutete - analoge Ein­heit des Seienden, weshalb es keine Widersprüche im Sinn der Verabsolutierung der ontologischen Differenzen oder der Redutkion auf Identitäten geben kann. Wird physikalisch etwa eine empirische Einheit festgestellt, so muß sie analog auch meta-physisch gelten. Ein Widerspruch würde bestehen, wenn in diesem Fall - nach der erfolgten analogen Transformation - in analoger Hinsicht meta­physisch beispielsweise eine Differenz anstatt der Einheit behauptet würde. Wird etwa physikalisch die Interaktion eines Seienden mit anderen Seienden festge­stellt, so kann eine hierzu analog entsprechende metaphysische Interaktion nicht geleugnet werden. Dasselbe analoge Verhältnis gilt übrigens auch umgekehrt: wird metaphysisch die Einheit des Seienden festgestellt, um derart überhaupt konsistente Modelle entwickeln zu können und etwa die Unmöglichkeit dialektischer Konzeptionen ausgemacht, so kann es unmöglich sein, daß in einer physikalischen Theorie dia­lektische Konzeptionen in welcher Form auch immer auftauchen - etwa wenn eine dialektische Trennung zwischen Objekt und Subjekt (klassische Physik) be­hauptet wird. Dabei bedarf es freilich einer sauberen Methode, das formale Wesen eines physikalisch-mathematischen Modells meta-physisch deuten zu können. Die Sau­berkeit der Methode besteht vor allem in einem konsequenten Analogisieren po­sitiver und substantieller, also zum Sein als Sein gehöriger Eigenschaften des physikalisch erfaßten Seienden. Ebenso müssen die inhaltlichen Aussagen einer physikalischen Theorie meta-physisch umgesetzt werden. Doch wird damit nicht nur etwas in die physikalische Theorie hineingelesen? Umgekehrt: wozu bedarf es denn einer physikalischen analogen Verifikation meta-physischer Konzeptionen? - Der letzte Grund der Möglichkeit und Notwen­digkeit interdisziplinärer Forschung liegt in der analogen Einheit des Seienden. So besitzt das Seiende gemäß seiner analogen Einheit differente Seinsmodi, die je für sich den spezifischen Gegenstand einer durch sie defnierbaren Wissenschaft bilden. Die spezifischen Hinsichten sind zueinander analog, d. h man kann von

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