Folia Theologica 11. (2000)

Imre Koncsik: Ist Theologie überhaupt eine Wissenschaft? - Ein Dialog mit Gustav Siewerth

IST THEOLOGIE ÜBERHAUPT EINE WISSENSCHAFT? 83 Theorie integrieren können118 (Kriterium der Integrierbarkeit der spezielleren Sub-Theorie durch die universalere Meta-Theorie);- die Meta-Theorie darf nicht linear aus der Sub-Theorie ableitbar sein; sie ist nicht die Summe beliebiger Rekombination von Fakten, die in der Sub-Theorie bereits ganz der Wirklichkeit nach enthalten sind. Vielmehr liefert sie wirklich neue Angaben über den untersuchten Gegenstandsbereich119 (Kriterium der Un- ableitbarkeit der Meta-Theorie aus der Sub-Theorie);- die Meta-Theorie darf keine akzidentelle Zusatzinformation gegenüber der Sub-Theorie liefern, die im Grunde weggelassen oder in das nicht verifizierbare Feld wilder Spekulation verbannt werden könnte. Vielmehr muß sie die interne Struktur der Sub-Theorie in ihrer Basis re-formulieren und durch Angabe einer Meta-reflexion plausibilisieren120 (Kriterium der internen Erklärung der Sub- Theorie durch die Meta-Theorie qua Angabe ihrer Substanz).- die Meta-Theorie muß die Existenz der Sub-Theorie ihrer Möglichkeit nach begründen121 (Kriterium des ontologischen Hervorgangs der Sub-Theorie aus der Meta-Theorie) Werden genannte Kriterien beachtet, so erlauben sie konkrete Ent­scheidungen auf allen Gebieten der Theologie. Sie legitimieren darüber hinaus die Wissenschaftlichkeit der Theologie, ihre Berufung auf das Zeugnis der unableitbaren Auferstehung und Offenbarung der analogen Einheit der Identität und Differenz des Seins - wie es von Siewerth erar­beitet wird - in ihrem analogen Vollzug im Glauben gegenüber jeder an­deren Wissenschaft122. 118 So integriert etwa die Allgemeine Relativitätstheorie die klassische newton- sche Mechanik (jedoch nicht umgekehrt!). 119 So erlaubt die Quantenmechanik die Beschreibung der Wirklichkeit in einer Hinsicht, die von der klassischen Physik nicht geliefert werden kann. Daher erlaubt sie wirklich neue Einsichten in das Verhalten der Wirklichkeit unter­halb der Planck-Grenze. 120 Mit Hilfe der Quantenmechanik werden Probleme der klassischen Physik lösbar, etwa warum ein um ein Atomkern kreisendes Elektron nicht wegen Energieverlust in den Kern stößt. 121 In der Philosophie etwa begründet die Ontologie die Phänomenologie ihrer Möglichkeit nach. Ebenso begründet die sog. Quantenlogik Weizsäckers die klassische Logik ihrer Möglichkeit nach. Letztlich wird mit diesem Kriteri­um das ontologische Anliegen gesichert, das den analogen (apriorischen) Hervorgang des Seienden aus seinem Sein in jeder Hinsicht seines konkreten Seiend-seins zumindest nachträglich (aposteriorisch) erfassen soll. Jede ana­loge Hinsicht, unter der eine Wissenschaft das Sein untersucht und analy­siert, muß sich aus der analogen Einheit des siewerthschen Seins der Seien­den ergeben. 122 Vorausgesetzt wird dabei: die Theologie erfaßt die analoge Einheit des

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