Folia Theologica 11. (2000)
Ferenc Beran: Grundentscheidung und Todsünde
94 F. BERAN Auch in den Briefen können wir Behauptungen finden, die zeigen, dass die Urkirche Unterschied zwischen den Sünden machte. Weiterhin kannte sie Sünden, die den Heil des Menschen gefährden. Der heilige Apostel PAULUS zählt in dem ersten Korinterbrief Sünden auf, die einen aus dem Reich Gottes ausschliessen: „Täuscht euch nicht! Weder Unzüchtige noch Götzendiener, weder Ehebrecher noch Lustknaben, noch Knabenschänder, noch Diebe, noch Habgierige, keine Trinker, keine Lästerer, keine Räuber werden das Reich Gottes erben” (IKor 6, 9- 10). Auch der heilige Apostel JOHANNES macht, in seinem ersten Brief, einen klaren Unterschied zwischen Sünde, die zum Tod führt und Sünde, die nicht zum Tod führt. Todbringende Sünde ist nach dem Apostel: Abfall von Gott und Götzendienst (vgl. lJoh 5,16-21). Zusammenfassend: Nach der Heiligen Schrift, bedeutet die todbringende Sünde, in erster Linie, die Abwendung von Gott. Aber wir können in der Bibel auch solche Sünden finden, die das Gesetz Gottes zürück- weisen und schwere Schäden und Unheil für die Menchen verursachen. Die christliche Tradition definierte später, wann die Todsünde vollbracht wird: „Jene Sünde ist eine Todsünde, die eine schwerwiegende Matherie zum Gegenstand hat und die dazu mit vollem Bewusstsein und bedachter Zustimmung begangen wird.”3 Nach dieser Definition beschreibt der apostolische Brief den genauen Inhalt der Todsünde folgen- dermassen: „Mit der ganzen Tradition der Kirche nennen wir denjenigen Akt Todsünde, durch den ein Mensch bewusst und frei Gott und sein Gesetz sowie den Bund der Liebe, den dieser ihm anbietet, zurückweist, indem er es vorzieht, sich selbst zuzuwenden oder irgendeiner geschaffenen und endlichen Wircklichkeit, irgendeiner Sache, die im Widerspruch zum göttlichen Willen steht (conversio ad creaturam = Hinwendung zum Geschaffenen).”4 Das kirchliche Dokument besagt mit dieser langen Definition, dass man Todsünde nicht nur durch Ungläubigkeit oder Verachtung Gottes, sondern auch durch Zurückweisung des Gesetzes Gottes begehen kann. Mit dieser Definition besagt die Kirche, dass die Liebe Gottes von dem Gesetz Gottes nicht getrennt werden darf. Das Gesetz ist immer auch Offenbarung der Liebe Gottes. 3 JOHANNES PAULUS II, Über Versöhnung und Busse 17. 4 Ibid.