Folia Theologica 11. (2000)

Imre Koncsik: Ist Theologie überhaupt eine Wissenschaft? - Ein Dialog mit Gustav Siewerth

IST THEOLOGIE ÜBERHAUPT EINE WISSENSCHAFT? 87 falls ist ohne eine Intuition in das Sein das, was ein Produkt an sich „in Wirklich­keit” besagen soll, unklar. Wie kann eine Seinsqualität - Masse - mit einer ande­ren - Beschleunigung - multipliziert werden? Vorausgesetzt wird auf jeden Fall eine gewisse - analoge - Übereinstimmung zwischen den Gliedern der Glei­chung, hinsichtlich derer sie miteinander verglichen, sie untereinander in analoge Beziehungen gestellt werden können und ihre Wechselwirkung so beschrieben werden kann, daß sie den Meßergebnissen analog entspricht124. Damit sich eine analoge Einheit zwischen ihnen ergeben kann, müssen sie ent­sprechend analog reduziert worden sein. Ihre Reduktion entspringt ihrem inhalt­lichen Verständnis, das wiederum ein intuitives Verständnis ihres Seins voraus­setzt. Ihr Sein muß demnach in einer analogen Hinsicht begriffen werden. Durch das Zusammenstellen der analogen Hinsichten werden sie selbst - als Glieder ei­ner Gleichung - in eine analoge Beziehung miteinander gebracht, wodurch wie­derum ihr analoges Sein selbst neu begriffen und aposteriorisch erfaßt - und im eigenen Sein des Physikers analog verwirklicht - werden kann. Man beachte die intutive Präzision der analogen Reduktion der einzelnen Glieder der Formel: es werden nur Eigenschaften der Seienden herangezogen, die miteinander kompatibel und zueinander analog sind, d.h. sich auf dieselbe analo­ge „Reduktionsstufe” beziehen. Dieselbe erforderliche Reduktionsstufe wird in­tuitiv korrekt und präzis eingenommen. Anhand der Seinsintuition weiß der Phy­siker, wie weit er reduzieren soll, damit er erstens die spezifischen Eigenschaften erhält, die miteinander kompatibel sind, und zweitens, um sie mathematisch oder begrifflich modellieren zu können. Der Physiker weiß intuitiv, wie weit er gehen muß, um eine solche Modellierung zu erreichen. Liegt er falsch, so weist sich die Wirklichkeit hinsichtlich seines empirisch-reduktinsistischen Ansatzes entspre­chend selbst aus: das Modell wird empirisch und logisch verifiziert. Als Ergebnis läßt sich die Notwendigkeit eines interdisziplinären Dia­logs aufgrund der Einheit der Wissenschaften, die wiederum auf der ana­logen Einheit des Seins basieren, feststellen. Er dient zur exakten Festle­gung des spezifischen Gegenstandsgebiets einer Wissenschaft samt ihrer Verifikationskriterien etc. Eine solche Festlegung ist stets das Ergebnis einer intuitiv vorgenommenen Analogisierung des Seins eines Seienden oder einer Gegebenheit. Da das Sein eine analoge Einheit bildet, kann das sich aus ihm ergebende Seiende oder eine beliebige seinshafte Gege­benheit entsprechend in analoge Hinsichten - ebenfalls kraft Intution ­124 Dabei ist die formale Beschreibung der Meßergebnisse in Form von mathe­matischen und logischen Formeln selbst wiederum nur eine analoge Nachbil­dung der Wirklichkeit. Man erkennt: die von Siewerth herausgearbeitete ana­loge Einheit des Seins bestimmt von Grund auf jede Wissenschaft.

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