Folia Theologica 11. (2000)

Imre Koncsik: Ist Theologie überhaupt eine Wissenschaft? - Ein Dialog mit Gustav Siewerth

IST THEOLOGIE ÜBERHAUPT EINE WISSENSCHAFT? 79-Ausschließlichkeit und Voraussetzungslosigkeit: es darf kein weiteres Prinzip die universelle Theorie intern stützen oder Zusatzinformationen liefern, sondern: Selbsterklärung, Selbstevidenz und Grundlosigkeit der Theorie;-Ganzheitliche bzw. universale (ontologische) Konsistenz, Stringenz, univer­sale und analoge Verifizierbarkeit;- Transformierbarkeit bzw. analoge Übersetzbarkeit105-Angabe eines Einheitsgrundes und der Ableitungsmodi106. Sie gibt Antwort auf die Frage nach dem ontologischen und raumzeitlichen ‘Ort’, der Qualität und Intensität/Grad der iterativen Abbildung bzw. Differenzierung der analogen Ein­heit des Seins;- Angabe der (ontologischen und empirischen) Differenzierungskettenl-ereig- nisse: dispositiv, der Möglichkeit nach. Also: die konkreten Einheitsdifferenzie­rungen bzw. Symmetriebrüche können - wegen Orientierung der Theorie an der vorgegebenen Wirklichkeit - nur aposteriorisch festgestellt und in einer Retro- gnose ‘nachhergesagt’, aber nicht prognostisch vorhergesagt werden107. Zwischen dem Differenzierten (Ergebnis der Differenzierung), dem Differenzierenden (Grund der Differenzierung) und dem Differenzieren (Regel der Differenzierung) besteht eine analoge Einheit, die in derselben Theorie enthalten sein muß108 109;- Möglichkeit einer umfassenden -empirischen, rationalen, intuitiven und exi­stentiellen- Verifikation-Selbst-Evidenz, da die universale Theorie die Grundangabe von allem liefert bzw. angibt und nicht wiederum eine Subtheorie zu einer anderen beliebigen Meta-Theorie bildet (Verbot des infiniten Regresses). Damit wird ontologisch von einer analogen Evidenz statt von einer logisch-fomalen Plausibilität ausge­109 gangen ; 105 Das entspricht analog der Ableitbarkeit von Subtheorien aus der Meta-Theo­rie (s.u.). 106 So ist etwa das siewerthsche Sein sowohl einigender Einheitsgrund aller Sei­enden als auch Prinzip ihrer Verendlichung, konkreten Realisierung und Dif­ferenzierung. 107 Hier besteht eine wesentliche Differenz zu naturwissenschaftlichen Theori­en, die auf dem Prinzip der generellen Verfügbarkeit und Reproduzierbarkeit experimenteller Befunde basieren und Prognosen unter idealisierten Bedin­gungen formulieren können. 108 Vielleicht ist das durch Formulierung von Selbst-reproduktion als Ergebnis permanenter Iteration derselben Einheit der Wirklichkeit erreichbar. 109 ‘Plausibilität’ setzt lediglich die formal konsistente Formulierung einer be­liebigen Theorie voraus: sie ist deshalb plausibel, weil sie aufgrund ihrer in­ternen Konsistenz möglich und denkbar ist. ‘Evidenz’ hingegen überschreitet die logische Betrachtungsrücksicht auf eine ontologische: sie besagt das in­tuitiv verifizierbare Einleuchten der Wirklichkeit im Geist oder der persona­len Existenz des Menschen. Evidenz liegt vor, wenn eine logische Plausibil- tät als ontologisch verifiziert gilt.

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