Folia Theologica 9. (1998)

Helmuth Pree: Grundfragen des Rechts und der Verwaltung - kirchlichen Vermögens

FOLIA THEOLOGICA 9 (1998) 49 Helmuth PREE GRUNDFRAGEN DES RECHTS UND DER VERWALTUNG — KIRCHLICHEN VERMÖGENS I. Grunddaten für ein kirchliches Vermögensrecht 1) In historischer Perspektive1 Von allem Anfang an benötigte, erwarb, verwaltete und veräußerte die Kirche zeitliche Güter zur Erfüllung ihrer Sendung in dieser Welt. Dabei wurde neben den Bedürfnissen des Gottesdienstes und des Unter­halts der im Dienste des Evangeliums Stehenden die Hilfe zugunsten der Armen (Caritas) besonders betont. Von Anfang an verstand sich die Kirche als Schatzmeisterin der Armen. In der Aufbringung und Verwen­dung der für die Sendung der Kirche erforderlichen materiellen Grund­lagen wurde kein Widerspruch zum Auftrag Jesu oder zur authentischen Verkündigung erblickt. Radikale, realitätsferne, schwärmerische und spiritualistische Bestreitungen der Legitimität jedweden Besitzes der Kirche (wie sie nicht nur in den Anfängen der Kirche, sondern mehrmals im Laufe der Geschichte auftraten; vgl. den Armutsstreit im Mittelalter, zumeist unter Berufung auf Stellen im Neuen Testament wie Mt 5,3; 8,20; 19,24; Lk 9,58) wurden von dieser stets verworfen. In den Anfangs­zeiten der Kirche scheinen freiwillige Gaben der Gläubigen die einzige Erwerbsquelle gewesen zu sein. Trotz ihres rechtlich freiwilligen Charakters waren diese Gaben nicht völlig dem Belieben der Gläubigen 1 Vgl. Willibald M. PLÖCHL, Geschichte des Kirchenrechts 1. Das Recht des ersten christlichen Jahrtausends. Von der Urkirche bis zum großen Schisma, Wien, München 1960, 101-104, 255-272, 426-440; II. Das Kirchenrecht der abendländischen Christenheit. 1055 bis 1517, Wien, München 21962, 401­461; V. Das Katholische Kirchenrecht in der Neuzeit III, Wien, München 1969, 96-266. Vgl. auch Alois STÖGER, Das Finanzwesen der Urkirche: Hans Paarhammer (Hrsg.), Kirchliches Finanzwesen in Österreich. Geld und Gut im Dienste der Seelsorge, Thaur 1989, 31-39; Helmut SCHNIZER, Die Finanzierung der Kirche von Karl dem Großen bis Maria Theresia: Hans Paarhammer (Hrsg.), Finanzwesen, 41-60.

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