Folia Theologica 8. (1997)

Anton Štrukelj: Die Christologie in der Theologik Hans Urs von Balthasars

DIE CHRISTOLOGIE 55 gegenseitig”.46 Dem Heiligen Geist bleibt eine ungeheuer große Arbeit der Auslegung dieses Geheimnisses. Nun beginnt ein neues Mitwirken: Sohn und Geist wirken zusammen als die “beiden Hände des Vaters” (Irenaus). Geistchristologie Christliche Wahrheit ist insofern trinitarisch, als Jesus Christus, der menschgewordene Sohn des Vaters, vom Geist inkarniert und durch sein Leben, Wirken und Leiden begleitet, als das Offenbarungswort “die Wahrheit” ist (Joh 14,6), da er die Liebe des Vaters bis zu seinem Tod zu adäquater Darstellung bringt. Die Wahrheit Gottes hat sich endgültig, aber unerschöpflich in Jesus Christus offenbart: sie besteht darin, daß Gott die Liebe ist und daß er in der Liebe seinen Sohn für die Welt dahingab. In diese innere Gesinnung und Heilstat Gottes führt uns der Heilige Geist ein.47 Der Geist ist der unentbehrliche Ausleger der trinitarischen Wahrheit. “Der zunächst ’unbekannte’ Gott, der Geist läßt sein Licht auf den ’bekannten’ Gott, den Menschgewordenen, fallen, um seine Bedeutung als Deuter des unsichtbaren (und insofern ’unbekannten’) Vaters zu erhellen”.48 Eine Geistchristologie ist schon deshalb möglich und notwendig, weil der menschgewordene Logos nicht isolierbar ist von seiner doppelten Transzendenz zum Vater wie zum Geist hin. Er ist “in allen Stadien seiner Faßbarkeit durchgeistet”.49 Das erste Konzil von Konstantinopel hat vom Heiligen Geist festgelegt: “Qui cum Patre et Filio simul adoratur et conglorificatur”. In dieser Anbetung ist also der Geist untrennbar vom Vater und Sohn. Der Geist weist auf den Sohn hin, nicht auf sich selbst; er ist der Ausleger des Sohnes, so wie der Sohn der Exeget des Vaters ist: der Geist “will uns durchatmen, sich nicht uns vergegenständigen; er will nicht gesehen, sondern sehendes Auge in uns sein... Er ist das Licht, das man nicht sehen kann, außer auf dem beleuchtenden Gegenstand, und dieser ist die in Jesus erschienene Liebe zwischen Vater und Sohn... Der, wodurch wir Gott anschauen, ist der Geist, das Ungegenständlichste, 46 Ebd.,331. 47 Vgl. Licht des Wortes, Johannes Verlag, Einsiedeln, Freiburg 2/1990. 177. 48 TL III, 24. 49 Ebd.,22.

Next

/
Oldalképek
Tartalom