Folia Theologica 8. (1997)
Anton Štrukelj: Die Christologie in der Theologik Hans Urs von Balthasars
DIE CHRISTOLOGIE 45 ausgehend, diese Selbstoffenbarung zum ausdrücklichen Gegenstand nimmt. Dieses Konzept fordert natürlich eine enge Zusammenarbeit zwischen Philosophie und Theologie. Es muß vorweg bemerkt werden, daß die zwei “theologischen” Teile eine untrennbare Einheit bilden und als ein Ganzes gesehen werden müssen. “Theologik setzt mit der Selbstoffenbarung des dreieinigen Gottes in der Menschwerdung des göttlichen Logos ein, und der Logos ist Wort, Sohn und Ausleger des Vaters. So versteht er sich und so will er verstanden werden.” Aber seine ganze gesprochene, gelebte und gelittene Auslegung des väterlichen Ursprungs blieben ohne den von ihn und vom Vater gesandten Heiligen Geist unverständlich. “So bleibt die Trennungslinie zwischen dem Werk des Logos und den Werken des Pneuma eine künstliche”.8 Nun sind für unser christologisches Thema eben die theologischen Bände “Wahrheit Gottes” und “Der Geist der Wahrheit” von zentraler Bedeutung. Im Zentrum der ersteren steht das christologische Problem: wie ist überhaupt göttliche, unendliche Wahrheit in geschöpfliche, endliche zu übertragen? Kann der Mensch als “Bild Gottes” das “Urbild” in sich aufnehmen? Hier wird die zentralste und dornigste Frage aller christlichen Glaubenslehre von allen Seiten betrachtet. “Sie wird dadurch noch verschärft, daß die johanneische Form ’verbum-Caro’ (wobei Caro den gottfremden, der ’Eitelkeit’ verfallenen Menschen meint) die Übersetzung des Erhabensten und Heiligsten in das Niedrigste und Entfremdetste auszusagen scheint”.9 In der Behandlung dieser breiten Problematik braucht nicht eine vollständige Christologie entfaltet zu werden, denn Aspekte einer solchen enthalten schon frühere Bände der vorgelegten Trilogie. Es bleibt jedoch die Frage, ob die Menschen die Übersetzung der göttlichen Logik Jesu in seine menschliche Logik überhaupt verstehen können. Ohne den Geist bliebe das ganz und gar unmöglich. “War Jesus der ’Ausleger’ des göttlichen Vaters (Joh 1,18), so wird der ’Geist der Wahrheit’ der Einführer in diese Wahrheit Jesu sein, der sich selber als ’die Wahrheit’, die rechte Auslegung Gottes, bezeichnet hat.”10 Zu dieser grundlegenden und umfassenden Auslegung des Geistes gehören natürlich auch all jene zentralen Wahrheiten, die im Anschluß an das 8 TL II, 11. 9 TL I, XVIII. 10 Ebd., XVIII.