Folia Theologica 7. (1996)

József Válóczky: Erkenntnis und Gottesliebe bei Simone Weil

SIMONE WEIL 157 einem ’übernatürlichen Teil’ der Seele gesprochen317. Einerseits bleibt auch hier die scharfe Trennung zwischen diesen Teilen, so daß ’natürli­che Inhalte’ nur dem ’natürlichen Teil’ und ’übernatürliche Wahrheiten’ nur dem ’übernatürlichen Teil’ zugänglich sind318; andererseits aber ist gerade die Seele der ’Schnittpunkt’, der das Natürliche und das Überna­türliche verbindet319. Einer der Stellen, wo von dem ’übernatürlichen Teil’ der Seele die Rede ist, soll besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden: “...die aus der Höhle hinauskommen, das ist der übernatürliche Teil der Seele ”320 — die Teilung der Seele, in den Horizont des Höhlen­gleichnisses von Platon gestellt, erhält einen neuen Aspekt. Sind Schat­ten und wahre Wirklichkeit im Gleichnis ein und dieselbe Welt, so daß ihre Unterscheidung nur von der unterschiedlichen Lesart abhängt321, dann kann das, kraft der festgestellten Parallele, für die Seele bedeuten bzw. nochmals bestätigen, daß die Unterscheidung von Natürlichem und Übernatürlichem auch keine inhaltliche, sondern eine nur durch die Wei­se der Annäherung bewirkte (aber deswegen noch nicht weniger scharfe) Unterscheidung ist; daß in beiden Bereichen die gleiche Notwendigkeit herrscht und das Übernatürliche, das, was für das Natürliche verborgen oder widersprüchlich erscheint, wirklicher als das Natürliche ist. Doch dieses Gleichnis führt die Überlegungen noch weiter. Vom Natürlichen zum Übernatürlichen Um aus der Höhle herauszukommen, bedarf es einer äußeren Kraft, die einen gleichsam zwingt, sich von der Schattenwelt zu lösen. Die scharfe Trennung von Natürlichem und Übernatürlichem bedeutet, daß die Grenze zwischen den beiden Bereichen unüberschreitbar und zum Übergang ins Übernatürliche die Einwirkung einer äußeren Kraft nötig ist: “Die Wahrheit kann nur von außen her kommen... ”322. Es ist die In­spiration in der Kunst, das Aufgehen von ’Modellen’ ("images”323) in der 317 Vgl. CH II 159; PSO 144; SG 95. 318 Vgl. z.B. “L’Eucharistie ne doit donc pas être un objet de croyance pour la partie de moi-même qui appréhende les faits. [...] Seule la partie de moi-même qui est faite pour le surnaturel doit adhérer à ces mystères" CH II 129-130. 319 Vgl. CS 35; IPC 138. 320 SG 95: "...ceux qui sortent de la caverne, c’est la partie surnaturelle de l’âme”. 321 Vgl. auf Seite 128. 322 EL 202: “La vérité ne nous vient que du dehors... vgl. EL 36. 323 Vgl. S 276.

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