Folia Theologica 6. (1995)

Gyula Takács: Die existentiale Interpretation der Gleichnisse Jesu

DIE EXISTENTIALE INTERPRETATION 127 “Es ist die letzte Stunde. Gottes gnädige Herrschaft ist an­gebrochen. Aber noch steht die Sintflut vor der Tür (Mt. 24,37-39 vgl. 7,24-27), liegt die Axt an der Wurzel des un­fruchtbaren Feigenbaumes. In unbegreiflicher Selbstaufhe­bung seines heiligen Willens hat Gott noch einmal die Bußfrist verlängert”59. Diese Auffassung seiner Lehre, nämlich der Aufruf Buße zu tun, kommt natürlich auch in den Gleichnissen Jesu zum Ausdruck. Der Schlüssel zum Verstehen der Gleichnisse Jesu ist also in dieser Grundanschauung zu suchen. “Versuchen wir, den Urklang der Gleichnisse wiederzuge­winnen, so wird vor allem eins deutlich: alle Gleichnisse Je­su zwingen den Hörer, zu Seiner Person und Seiner Sen­dung Stellung zu nehmen. Denn sie sind alle erfüllt von dem ’Geheimnis der Königsherrschaft Gottes’ (Mk 4,11) — nämlich der Gewissheit der ’sich realisierenden Eschatolo­gie’ ”60. Joachim Jeremias hat auch eine andere Weiterführung vorgenomrnen. Der grundlegende Charakterzug seines Werkes über die Gleichnisse ist ein ausgeprägtes Streben, den ursprünglichen Wortlaut der Gleichnisse Jesu, möglichst in ihrer aramäischen Form wiederzufinden61. “Jesus sprach galiläisch-aramäisch. Die früh einsetzende Übersetzung seiner Worte ins Griechische bedeutete unver­meidlich, daß sich in zahllosen Fällen der Sinn — bisweilen stärker, meist nur ganz leise — verschob. Die Rücküberset­zung der Gleichnisse in Jesu Muttersprache ist daher ein grundlegend wichtiges, vielleicht das wichtigste Hilfsmittel zur Wiedergewinnung ihres ursprünglichen Sinnes”62. 59 J. JEREMIAS, Die Gleichnisse Jesu, Göttingen, 19708 S. 170. 60 J. JEREMIAS, Die Gleichnisse Jesu, Göttingen, 19708 S. 227. 61 Vgl. H.-J. KLAUCK, Neue Beiträge zur Gleichnisforschung, in: Bibel und Leben, 13 (1972), S. 215f. 62 J. JEREMIAS, Die Gleichnisse Jesu, Göttingen, 1970s S. 21.

Next

/
Oldalképek
Tartalom