Folia Theologica 6. (1995)

Gyula Takács: Die existentiale Interpretation der Gleichnisse Jesu

DIE EXISTENTIALE INTERPRETATION 119 Formgeschichte von Martin Dibelius26 und von Rudolf Bultmann27 zu er­wähnen, die die Gleichnisforschung bedeutend weiterführten. Alfons Weiser hat die Bedeutung und die charakteristischen Lehrsätze von Adolf Jülicher, Charles Harold Dodd und Joachim Jeremias folgen­dermaßen zusammengefaßt: “Den Boden für die neuere Gleichnisforschung haben Adolf Jülicher, Charles H. Dodd und Joachim Jeremias bereitet: Jülicher durch die Ent-Allegorisierung, Dodd durch den Versuch, den ’’Sitz im Leben” für die Gleichnisse wiederzu­gewinnen, Jeremias durch sein Bemühen, die ipsissima vox Jesu und die ursprüngliche Situation, in der das jeweilige Gleichnis gesprochen wurde, freizulegen, wobei er zwar wie Dodd die eschatologische Botschaft Jesu beachtet, aber im Unterschied zu ihm die Eschatologie nicht als bereits “realisierte”, sondern als eine sich “realisierende” ver­steht”28. Das Werk von Adolf Jülicher wird allgemein als der Beginn der moder­nen Periode der Gleichnisauslegung betrachtet29. Das Verdienst von Adolf Jülicher, wodurch er zum “Vater der modernen Interpretation der Gleichnisse Jesu”30 wurde, besteht wesentlich darin, daß er mit der bis dahin herkömmlichen Allegorisierung der Gleichnisse, die schon ab den synoptischen Evangelisten31, aber besonders in der Exe­gese des christlichen Altertums (Irenäus, Tertullianus; die alexandrische Schule: Clemens Alexandrinus, Origenes(î); Ambrosius von Mailand, Augustinus) fast absolut und einheitlich angewandt wurde, und mit einer moralisierenden Färbung in der mittelalterlichen Exegese (Gregor der 26 M. DIBELIUS, Die Formgeschichte des Evangeliums, Tübingen, 19716, S. 249- 258. (1. Aufl. 1919). 27 R. BULTMANN, Die Geschichte der synoptischen Tradition, Göttingen, 1967s, .S. 179-222. (1. Aufl. 1921). 28 A. WEISER, Die Knechtgleichnisse der synoptischen Evangelien, München, 1971 S. 15. 29 Vgl. E. GÜTTGEMANNS, Studia linguistica neotestamentica, München, 19732 S. 104; J. M. ROBINSON, Jesus' Parables as God Happening, in: Jesus and the Historian. In Honour of E. C. Colwell, hrsg. von F. Th. TROTTER, Philadel­phia, 1968 S. 135. 30 N. PERRIN, The Modem Interpretation of the Parables of Jesus and the Problem of Hermeneutics, in: Interpretation, 25(1971), S. 131. 31 J. M. ROBINSON, zit. Art. S. 134.

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