Folia Theologica 3. (1992)
László Boda: Menschliche Vorurteile und deren Überwindungsmöglichkeit
MENSCHLICHE VORURTEILE 95 Der Gegenstand vieler Fachgelehrten im Falle einer neuen Entdeckung kann besonders von den erwähnten „Manövern” des menschlichen Irrationale (Eitelkeit, Eifersucht usw.) verstanden werden. Besonders die Rolle der Rivalisierung ist charakteristisch. In solchen Situationen „werden wir lieber Feinde — sagt Bannister —, d.h. unterschätzen wir die Argumente, um nicht den Zusammenbruch von wichtigen Teilen unseres Weltbildes riskieren zu müssen”.11 b) Die Vorurteilstypen der Kunst sind auch bemerkenswert. Besonders ein neuer Stil leistet manchmal leidenschaftliche Widerstände (z. B. Impressionismus). In der Welt des Films oder des Theaters ist bekannt, was die „Kategorisierung” einer Schauspielerin order eines Schauspielers bedeutet (in Serien negative oder positive Figuren zu spielen). Die „Kategorien” eines Regisseurs sind manchmal so hart und stark, wie die Gitter der Kerkerzelle. Die „liebe” Zuschauer können aber ebenso grausam seinen Lieblingen gegenüber sein. Die gefeierte Filmnaive der Stummfilme, Mary Pickford wurde als „die Braut der Welt” proklamiert. Das Publikum aber erwartete, daß sie immer „Braut” bleibe, niemals Ehe schließe.11 12 c) Was die ethischen Vorurteile betrifft, sind diese schon lange bekannt und wurden — zwar ziemlich eng — auch von der klassischen Moraltheologie erörtert.13 Das Charakteristische dieser Vorurteile ist demnach: jemanden etwas Schlechtes und Sündhaftes zumuten ohne entsprechenden Grund. Das ist ein markantes Zeichen der menschlichen Maliziösität. Im Jakobus-Brief ist in Verbindung damit zu lesen: „Wer bist du, daß du den anderen richtest?” (Jak 4,12). — Der Mensch der ethischen Vorurteile ist ganz eigenartig. Tiefenpsychologisch gesehen kann dieser Typ so charakterisiert werden: wenn man jemanden moralisierend richtet und aburteilt (ohne entsprechendem Grund), fühlt man seine (ihre) Machtüberlegenheit. Man fühlt sich unbewußt als Inhaber göttlicher Eigenschaften, als ob er (sie) die Fähigkeit der Prädestination hätte. Nach der katholischen Theologie prädestiniert Gott niemanden zur Sünde und zur Hölle. Der Mensch der ethischen Vorurteile macht es. Seine Kategorien sind im allgemeinen endgültig, und seine Verurteilung läßt keinen Ausweg. Die gefallene Frau und der verlorene Sohn bleibt für ihn für ewig gefallen und verloren. Er 11 Ebd. 466. 12 II Divismo. Mitológia della Cinema, ed. Radio Italiana, 1957,33. 13 Vgl. M. PRÜMMER O. P. Manuale theol. Moralis, Freiburg 1955, II. 199.