Folia Theologica 3. (1992)

László Boda: Menschliche Vorurteile und deren Überwindungsmöglichkeit

96 L. BODA (sie) erklärt kategorisch, daß der andere leider „unverbesserlich” ist, dann erwartet er (sie), daß der Verurteilte seine „Pflicht” kenne und „unver­besserlich” bleibe, sonst wäre sein (ihr) Prädestinator „beleidigt”. — Es ist zu bemerken, wie leicht der Mensch die anderen ethisch negativ kategorisiert. Man sagt oft: „Er ist ein hoffnungsloser Fall”. Wenn der Mensch der solchen Vorurteile ganz aufrichtig wäre, könnte er sagen: „Wozu strengst du dich, armer Freund, du bist von mir schon verurteilt”. Einige Berufe werden besonders leicht Opfer der unterschiedlichen Vor­urteile, mindestens was die fast absurden menschlichen Erwartungen be­trifft. Ein Theologe stellte eine Liste von den Eigenschaften zusammen, die von den Durchschnittsgläubigen einen Priester betreffend erwartet wurden. Das Ergebnis war komisch und praktisch total unrealisierbar. d) Auch die religiösen Vorurteile sind wert zu erwähnen. Das Primitivste ist im Spruch, den man oft hören kann: „Ich glaube nur das, was ich sehe”. Das Evangelium zeigt, welchen starren Widerstand Jesus traf, was seine Person und Lehre betrifft, besonders von der Seite der Pharisäer. Das ist eigentlich unverständlich, wenn man den Glauben der Pharisäer beachtet. Sie glauben nämlich an Gott, an die Auferstehung, an den kommenden Messias und doch... Die Heiden, die Zöllner, die Sünder und die Samariter sind empfänglicher als sie, um Jesus und seine Lehre zu akzeptieren. Worin liegt hier die psychische Ursache? Mit Kellys Begriffen wird dieser Widerstand psychisch leicht erklärbar: die Persönlichkeitskonstruktion der Pharisäer wurde durch den alttestamentarischen Glauben so sehr erstarrt, daß daran nicht einmal die Erfahrungen der Wunder Jesu etwas ändern konnten. Jesus sagt ihnen ausdrücklich diesbezüglich: „Wenn ihr mir nicht glaubt, dann glaubt wenigstens den Werken” (Joh 10,38). Die Auferstehung Jesu ist ein einzigartiges und außergewöhnliches Ereig­nis. Also bedeutet sie eine harte Probe für den Glauben. Um es beßer zu verstehen, kann von neuem der Konstruktionsbegriff Kellys gebraucht werden. Die allgemeine menschliche Erfahrung des Todes führt zu diesem Vorurteil: „Die Auferstehung ist unmöglich”. Eben deswegen verstehen wir die psychische Reaktion der Apostel und ihre Verwirrung, als sie den Auferstandenen erblicken. Sie schweigen vor Bestürzung. Thomas aber glaubt nicht, als er hört, daß Jesus auferstanden ist. Psychologisch gesehen ist das eben die typische Verhaltensweise, wenn den Menschen etwas ganz Unerwartetes trifft. Es handelt sich darum, daß in einer solchen Situation

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