Folia Theologica 2. (1991)

Leo Scheffczyk: Das Petrusamt: Dienst an der Einheit in der Wahrheit

DAS PETRUSAMT 7 kirchlichen Vollgewalt”, „Universalbischof’ oder „Erster Sachwalter Christi” (eine Bezeichnung, die dem biblischen Wort vom „Hausverwal­ter” nahekommt). Auch so würde deutlich, daß im Papsttum das auf die Apostel übergegangene „Christusamt” nur zur höchsten und wirksamsten Repräsentation für die ganze Kirche gebracht wird. Damit ist aber auch schon angedeutet, daß sich die zeichenhaft-symboli­sche Auffassung des päpstlichen Amtes (die einer einseitig rechtlichen Deutung überlegen ist) auch in der Wirksamkeit beweisen muß, sonst würde es sich um eine leere Symbolik handeln. Die Frage nach dem theologischen Sinn dieses Amtes muß also auch von der Seite seiner realen Wirkungen und seiner spezifischen Aufgabe in der Kirche angegangen werden. * * . \ Die Kirche Jesu Christi ist auf den Aposteln begründet, damit sie ihren einheitlichen Ursprung und die Einheit in diesem Ursprung durch die Zeiten hin bewahren. 2. Das Papsttum als Konkretion des Einheitsprinzips in der Kirche Zunächst ist die Erkenntnis wesentlich, daß diese Einheit im Ursprung durch die Gemeinschaft der Apostel getragen und gewahrt wurde und daß sie jetzt vom Episkopat als der Nachfolgeschaft der Apostel insgesamt bewahrt wird. Seit je galt der brüderlich verbundene und in zahlreichen synodalen Formen tätige Episkopat der Kirche als ein einheitsstiftendes Band, das ebenfalls seit den Anfängen der Kirche in Geltung war und wirksam wurde. „Es ist ein Episkopat”, sagt Cyprian in seinem Buch über „Die Einheit der Kirche”, „von welchem die einzelnen Bischöfe einen Teil zunächst haben, aber dennoch mit der Verpflichtung für das Ganze” (c. 5). Man kann weder von der Sache, noch von der Geschichte her bestreiten, daß der Episkopat diese Einheitsfunktion innehat. Aber ein kollektives Leitungsamtrbleibt nun einmal ein aus der Summierung vieler Zentren gebildetes und in einer Vielheit bestehendes Einheistsorgan. Es kann selbst nur eine moralische Einheit bilden. Die moralische Einheit einer aus vielen Gliedern bestehenden Körperschaft aber kann die in ihr nun einmal vorhandenen divergierenden Tendenzen nicht auf Grund dieser ihrer Vielheit überwinden, was auch wieder die Tatsachen der Geschichte bestätigt

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