Folia Theologica 2. (1991)

Leo Scheffczyk: Das Petrusamt: Dienst an der Einheit in der Wahrheit

6 L. SCHEFFCZYK terbrochener Folge auf die Apostel und auf Christus zurückführen lasse. In Wirklichkeit aber geht es nicht zuerst um die Autorität der späteren menschlichen Amtsträger, sondern um die Autorität und Sendung Jesu Christi selbst, die in den menschlichen Amtsträgern zeichenhaft lebendig erhalten werden soll. Durch das apostolische Amt, das Wurzelgrund jedes Amts in der Kirche ist, will Christus als die Erstursache alles Heils in der Kirche gegenwärtig sein. Von diesen Grundgedanken der Repräsentanz der Apostelamtes aus läßt sich auch der bleibende Sinn des Petrusamtes in der Kirche begründen. Das Petrusamt als apostoliches erscheint so in der amtlich verfaßten Kirche tief eingebettet. Es stellt insofern in der Kirche gar nichts so Absonderliches und Singuläres dar, als das es heute gelegentlich ausgege­ben wird. Es ist organisch verwurzelt im Apostelamt, dem eigentlichen und grundlegenden Amt in der Kirche, das in den Bischöfen (ohne die persönlichen Prärogativen der Apostel) weitergeht unter Ausgliederung entsprechender Hilfsämter (Priester, Diakone). Innerhalb des Bischofs­amtes eignet dem Papst nur jene besondere Differenz, wie sie vergleichs­weise der Stellung Petri unter den Aposteln zukam. Im Papst erscheint das heilsmittlerische Apostelamt der Kirche in einem einzigen Träger konzentriert und konkretisiert. Damit rückt er zugleich zur universalem Stellung in der Kirche auf. Das päpstliche Amt ist darum nur zur höchsten Konkretion und universalen Geltung gebrachte (Apostel)- Amt in der Kirche. Sein Amtscharakter ist gegenüber dem der Bischöfe als „Nachfolger der Apostel” nur um jene Bestimmung erhöht, die unter den Aposteln dem Petrus zukam, insofern ihm das „Felsenwort” zugespro­chen wurde und ihm als einzelnem die „Schlüssel des Himmelreiches” und die Bestärkung der Brüder übergeben wurde. Auch diese Vorzugsstellung hat einen zeichenhaften Sinn. Sie bringt das mittierische Hauptsein Christi in der Kirche in besonderer Weise sichtbar zum Ausdruck. Daß Christus „Haupt” ist, träte sichtbar nicht so hervor, wenn es sich nicht auch in einem einzigen kirchlichen Amtsträger abbildete, in dem das Wesen des kirchli­chen Amtes gleichsam „urbildlich” in Erscheinung tritt. Mit welchem Titel man diese Christusrepräsentanz ausdrückt, ist an sich eine zweitrangige Frage. Wenn die Titel „Haupt der Kirche” oder „vicarius Christi” symbolisch überfrachtet erscheinen, könnte man auch zu Bezei- chungen greifen, die weniger anspruchsvoll klingen, wie „Träger der

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