Folia Theologica 1. (1990)

Béla Fila: Die Geschichtlichkeit als theologisches Problem - in Auseinandersetzung mit M. Heidegger

DIE GESCHICHTLICHKEIT 35 Lebenserfahrung erscheint.7 Heidegger hat bemerkt, dass die Metaphy­sik und die Geschichte miteinander Zusammenhängen. Die Geschicht­lichkeit wurde dann umgreifend in "Sein und Zeit" ausgearbeitet und zwar auf existenzialontologische Weise. Den Übergang zwischen Ge­schichte und Geschichtlichkeit bezeichnet das Geschehen des Daseins. Aus der geschichtlichen Existenzweise des Daseins stellt sich die Struk­tur der Geschichtlichkeit heraus, die Zeit und die Zeitlichkeit und die das Sein anzeigende Bedeutung der Zeitlichkeit. Die Frage ist, welcher Weg aus der ursprünglichen Zeitlichkeit zum Sinn des Seins führt.8 Die Frage der Geschichtlichkeit ist nach der "Kehre" vertieft und radikal geworden. Sie erscheint nicht mehr nur im Verhältnis zwischen Metaphysik und Geschichte, sondern auf umgreifende Weise so: Meta­physik als Geschichte. Die Ausarbeitung der Geschichte des Seins hat Heidegger vor eine grosse Aufgabe gestellt. Dabei hat er die abendlän­dische metaphysische Tradition, deren geschichtliche Gestalten und die wesentlichen Grundzüge der Metaphysik auf eine neue Weise inter­pretiert. Das Ergreifen des Anfangs- und Endpunktes der Metaphysik hat ihm den Bogen der Seinsgeschichte erscheinen lassen, und es ist für Heidegger der Grund der Metaphysik sichtbar und mithin auf Grund der Situation von heute die Überwindung der Metaphysik schlechthin klar geworden. Nach der Entdeckung und Bearbeitung der Geschichtlichkeit kann die Frage aufgestellt werden, was dem Menschen oder dem menschlichen Denken die Geschichtlichkeit bedeuten soll. Richtig verstanden, was Heidegger intendiert, darf man sagen, dass erst die Geschichtlichkeit die Möglichkeit eines radikalen Neuanfangs im Denken angibt, indem das intentionale Bewusstsein auf Grund der ewistenziellen Auslegung zur Seinsintentionalität wird, d. h., dass der Gehalt des intentionalen Bewusstseins keine ewigen Ideen, sondern das Sein ist, als solcher ab­soluter Zuspruch und Anspruch, der je und je sich anders schickt und gibt, auf uns zugeht, nicht aber in uns verläuft.9 Daher ist gerade die 7. M. HEIDEGGER, Ontologie, Hermeneutik der Faktizität, Gesamtausgabe B.63. Frankfurt am Main, 1988. 8. M. HEIDEGGER, Sein und Zeit, Tübingen, 1963. 9. M. HEIDEGGER, Platons Lehre von der Wahrheit. Mit einem Brief über den Humanismus, Bern, 1954.

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