Folia Theologica 1. (1990)
Béla Fila: Die Geschichtlichkeit als theologisches Problem - in Auseinandersetzung mit M. Heidegger
FOLIA THEOLOGICA 1 (1990) 31 Béla FILA DIE GESCHICHTLICHKEIT ALS THEOLOGISCHES PROBLEM — IN AUSEINANDERSETZUNG MIT M. HEIDEGGER Einführung Seitdem es überhaupt Menschen gibt, gibt es auch Geschichte. Seitdem es eine menschlische Geschichte gibt, gibt es auch verschiedene Geschichtsschreibungen. Aus diesem Gedankengang folgt aber nicht immer mit innerer Folgerichtigkeit, dass es seitdem überhaupt Geschichtsschreibung gibt, gäbe es auch die Geschichtlichkeit als eine bewusste Betrachtungsweise der Geschichte, des Menschen oder gar des Seins. Die Voraussetzung der Entstehung der Geschichtlichkeit als bewusste Reflexion auf die Geschichte selbst ist ein Ereignis, das zwarsich im Rahmen der Menschheitsgeschichte ereignet, zugleich aber diesen übersteigt und damit jeden Horizont eröffnet, von dem her die Geschichte als Ganze betrachtet werden kann. Diese Voraussetzung ist das Offenbarungsgeschehen, das uns in der jüdisch- christlichen Überlieferung begegnet. Mit dieser Voraussetzung ist also die Möglichkeit des geschichtlichen Denkens gegeben. Dieses Denken ist in der Tat in der christlichen Theologie immer am Werk gewesen. Aber zum Problem ist es erst in der Neuzeit geworden und hat eine gewisse Zuspitzung im heideggerschen Denken bekommen. Dies ist also der Grund, warum das Thema "Geschichtlichkeit" zum Gegenstand eines Vortrages gewählt werden kann, der im Rahmen eines Symposiums gehalten wird, das der Philosophie von Martin Heidegger gewidmet ist.