Folia Theologica 1. (1990)

László Vanyó: Die Christologia des Gregor von Nyssa als Mittelweg zwischen Antiochien und Alexandrien

DIE CHRISTOLOGIE DES GREGORS VON NYSSA 111 der Hirt die "Sprachweise" des Schafes eigen macht, und es ist das wich­tigste für den Nyssener, weil er damit die Aneignung des logischen Kommunikationsvermögen des Menschen von Seiten des Logos lehrt, die die Aufnahme der vernünftigen Seele auch in sich schliesst. In der zweiten Hälfte der Auslegung vermehren sich die johanneische Refe­renzen, sogar ist Joh 10,27 wörtlich zitiert. Kann man die so erklärte Vereinigung vom Schafe und Hirte nur auf die Incarnation, d.h. Emp­fängnis und Geburt Christi verstehen? Offensichtlich nein, weil die von Gregor dargelegte Einung von Schafe und Hirten das ganze Christuser­eignis umfangt, was auch die Lehrtätigkeit, die heilende und heiligende Handlungen Christi in sich schliesst. Überraschend ist, dass der Nysse­ner den Tod und die Auferstehung eben hier nicht andeutet. Die Ei­gentümlichkeiten dieser gregorischen Auslegung sind: einerseits ringt es sich um eine christologische Interpretation, andererseits kann es (oder: will es) nur eine ökonomische Erklärung liefern. Gleicher Zeit drückt die Parabelauslegung Gregors die Einheit Christi mit uns durch die Menschwerdung im Sinne einer körperlichen-physichen Homoge­nität und die heilsgeschichtlichen Etappan dieses Vorgangs aus. Was kaum entscheidbar ist, ob Gregor nur die Vereinigung der individuel­len Menschennatur Christi mit der Gottheit in diesem Text beschrei­ben wollte, oder sprach er auch von dem Einswerden der Gesamtmenschheit mit dem Logos. Wenn man auf das Tropfen- Gleichnis denkt, erweckt sich der Verdacht mit Recht, ob diese Einheit vom Hirten und Schafe nicht mit dem Aufgehen des Schafes in den Hirten gleichzusetzen sei? Das ist nicht zu fürchten. An der angedeute­ten Stelle des Briefes an Theophil, wo die der menschlichen Natur mit­geteilten göttlichen Eigenschaften aufgezählt sind, erwähnt Gregor die Unendlichkeit nicht! Trotz aller Vergöttlichung bleibt die menschliche Natur geschaffene Substanz. "Freie” Einung - Nachdem der Nyssener die apollinarische "moné physis" abgelehnt hat, hat die Frage nach den zwei Willen Christi uner­hörte Wichtigkeit bei ihm gewonnen, troztdem, dass es sich eine heikle Frage infolge der neuarianischen Stretigkeiten erwiesen hat. Die Ver­schiedenheit der Willen wurde nähmlich als Beweis für die verschiede­nen Naturen des Vaters und des Sohnes von den Neuarianer

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