Folia Theologica 1. (1990)

László Vanyó: Die Christologia des Gregor von Nyssa als Mittelweg zwischen Antiochien und Alexandrien

104 L. VANYÓ gewann die Unterscheidung von Theologie und Ökonomie eine seltsa­me Bedeutung, indem die erste mit der göttlichen Natur, die letztere mit der Gnade Synonym geworden ist. Die Einheit von Theologie und Ökonomie könnte schon Athanasius nur so aufrechterhalten, wenn er die Totalität der Fleischwerdung des Logos mit der Jungfrauengeburt Christi identifizierte.7 Die apollinaristisch verstandene Incarnation brachte mit sich die schrankenlose Erweiterung der Vermittlung der Eigenschaften, die zu unannehmbaren Folgerungen führte, wie zur Be­hauptung der Ewigkeit des Fleisches Christi. Die apollinaristische Lehre löste heftige Reaktion in den antiariani- schen Kreisen aus, weil diese- unter ihnen Gregor von Nyssa- so sahen, dass diese Auffassung die Körperlichkeit und Geschöpflichkeit in die göttliche Natur hineinträgt, womit sie die göttliche Ousia beeinträch­tigt, weil nichts natürlicherweise "Menschliches" vom Gott-Logos aus­gesagt werden kann. Ein weiterer Grund der Verwahrungen gegen die apollinaristische Christologie lag darin, dass die auf das Schema von Logos-Sarx aufgebaute apollinarische Konstruktion den neutestament- lichen Textbefunden nicht genuggetan hat, die doch die volle Mensch­heit des Erlöserts ausgesagt haben. Die der apollinarischen entgegengesetzte antiochenische Unterscheidungschristologie war von Anfang an antiarianisch eingestellt, ihre Beweisführungen waren aber auch gegen Apollinaris wirksame. Bewusst oder unbewusst, wurde auch Gregor von Nyssa "Antiochener", sobald er gegen Apollinaris aufgetre­ten ist. Weil Apollinaris die Behauptung der Zweiheit der Personen in Chri­stus, d.h. des preexistenten und fleischgewordenen Logos allerdings vermeiden wollte, versuchte er den menschlichen Aspekt des Christus in der Hypostase des Logos so unterzubrinen, dass von zwei Naturen keine Rede sein kann. Die so konstruierte Person, d.h. Erscheinungs­weise ist eine organisch-biologisch verstandene Synthesis, die ein zu­sammengesetztes Wesen bleibt trotzdem, dass Apollinaris es als ein Wesen, eine Natur, eine Hypostase bezeichnete. Apollinaris Hess die Ausdrücke "Henösis", "Sarkösis", "Enanthröpesis" zueinander nähern, er hat sie sogar als äquivalente Begriffe gebraucht. 7. O.c. S.233.

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