Folia Theologica 1. (1990)
László Vanyó: Die Christologia des Gregor von Nyssa als Mittelweg zwischen Antiochien und Alexandrien
DIE CHRISTOLOGIE DES GREGORS VON NYSSA \ 105 Gregors "Henösis"-Begriff- Was Gregor unter Einigung versteht, fasst er folgenderweise zusammen: "Die Vereinigung ist immer das Einswerden mit etwas, die Aufnaheme (Hinzunehmen) ist immer die Aufnahme (das Hinzunehmen) von etwas, beide bezeichnen die Relation zu einem anderen, der Aufnehmende wird eins mit dem Aufgenommenen, das Vereinigte wird durch das Hinzunehmen Eins werden" (rj tb yap evcocno npoo yivexai rj xe npooXrjxpit, xivöo nàvxcuo eoxiv enaxepov ô'e X'r]v npoo exepov oyeoiv anoorjpaivei Ka\ o npooXaßwv r/vcuxai xco npooXrjtpOevxi Kai xb èvtuOev ôià npooXrjtpeœo rjvcoxai...).8 Der Ausdruck "Vereinigung mit etwas" entspricht der aristotelischen Kategorie "pros ti".9 Gregor will keine Unterscheidung von "Einigung des Fleisches" und "Aufnahme (Hinzunehmen) des Menschen anerkennen. Bemerkenswert ist, dass der Fachausdruck "pros ti” auch in dem Briefe des Arius an Alexander von Alexandrien vorkommt. In seinem Glaubensbekenntnis hat Arius seinen Gegnern vorgeworfen, dass sie die Relation von Vater und Sohn hvpostasieren wollen, und so zwei Prizi- pien in die Gottheit einführen.10 11 Der Nyssener wendet denselben Ausdruck auf die Einigung der zwei Naturen an, festhaltend daran, dass das aufgenommene Fleisch durch die Einigung nicht zur göttlichen Hypostase sein wird. Er weist den apollinaristischen Fachausdruck "Einigung mit dem Fleisch" mit der Begründung zurück, dass es nicht scripturistischer Herkunft sei. Die Arianer argumentierten ebenso gegen den Homousios! Sonst bleibt Gregor gleichgültig gegen die Terminologie, er gebraucht die Fachwörter "Henösis", "Sarkösis", "Enan- thrôpësis", "Proslépsis", "Analépsis", "Mixis", "Kräsis", als Synonima, nur "Synthesis” lehnt er mit aller Entschiedenheit ab, weil es einen "Anthropotheos", einen "Daimon" ergeben würde, was unmöglich und gottlos ist.11 Der Nyssener betont immer, dass die Weise der Einigung (pös estin) für den Menschen unbegreifbar ist. Mit Absicht vermeidet er solche Begriffe, wie Zusammensetzung und Zusammenschüttung. Das Motiv der Incarnation ist nicht die Physis, weil die Liebe und die Tugen den Gott-Logos dazu bewegt haben. Wenn die Menschwerdung 8. GNO III, 1,W. 184, 27-30. 9. Arist. Cat. 6a36-6b 14. 10. H.-G. OPITZ: Athanasius Werke 111/1,1. Lieferung, Berlin-Leipzig, 1935, Urkund 6. 11. GNO III, 1 S. 133.