Folia Theologica et Canonica 11. 33/25 (2022)

Sacra theologia

50 KRISZTIÁN VINCZE vität wecken. Die vorher erwähnten Menschen erklären die eigene Bekehrung durch jene Gnade, die sie unerwartet, abrupt und unumstößlich überfiel. Unter den Gläubigen gibt es viele Denker, die in ihrer Vernunft auf Gott finden, und es gibt viele Menschen, derer Herz in das göttliche Gefängnis fällt. III. Der Mensch, der den Sinn des Lebens sucht Der christliche Glaube bietet Heil. Benutzt man den Ausdruck Heil, spricht man eigentlich den Wunsch der Erfüllung des eigenen Lebens aus. Das Heil in der Bibel weist auf das jenseitige glückselige Leben, auf das himmlische Le­ben des Menschen, auf das visio Dei. Die Heilsbezüglichen biblischen Gedan­ken und Bilder verraten noch gleichzeitig über die Erfahrung der Genesung des Körpers uns des Geistes, die Erfahrung des Entkommens aus Gefahren und die Erfahrung des Freiwerdens von jeglichen gegnerischen Mächten. Ich meine, das Heil sei nicht nur ein abstrakter Begriff, der sich für die Nicht-Gläubigen nur auf etwas Ungreifbares, sogar auf Gehaltsleere beziehe. Wir irren uns, wenn wir dieses Wort nur für jene freihalten, die sich in der Welt der Bibel und in dem religiösen Leben anheimelnd bewegen. Das Heil bezieht sich auf die Vollendung unseres Seins, unseres Lebens, auf die Vollendung unserer Bemühungen. Wir, alle tragen in uns eine bestimmte Spannung, die zwischen unserem faktischen Sein, realem Leben und unserer Wunschvorstel­lung unseres Seins, unserem idealen Leben besteht. Wir leben und handeln von Tag zu Tag, um uns von unserem faktischen Leben zu unserer vorgestell­ten, idealen Seinsweise zu nähern. Von dem aktuellen zu den in unseren Zielen fixierten Seinszustand hin bewegen wir uns kontinuierlich.11 Wenn man an einem Tag nur ein bisschen zufriedener, glücklicher ist als an dem vorherigen Tag, dann darf man einen „gelungenen Tag“ hinter sich wissen. Wir sind in jedem Moment unseres Lebens eigentlich durch jene Differenz bewegt, die zwischen dem vorgestellten, gewünschten und dem aktuellen, realen Leben besteht. Was für uns in diesem Zusammenhang die meistens Schwierigkeiten verursacht, sind eben das Faktum des Todes, das des Leids und das der Sünde. Eben diese Phänomene verhindern uns am Starkesten, unseren gewünschten Lebenszustand erreichen zu können. Unsere Existenz kann nicht vollendet, erfüllt werden, bis sie von diesen Realitäten gefährdet ist. Der sich ängstigen­de, sich drückende Mensch eben aufgrund des Todes, des Leids und der Sünde muss ab und zu auch mit der Gefahr der totalen Sinnlosigkeit der menschli­chen Existenz kalkulieren. Unter uns, unter den vielen Menschen, bestehen oft Vgl. Welte, B., Nietzsches Idee vom Übermenschen und seine Zweideutigkeit, in Welte, B., Denken in Begegnung mit den Denkern, II: Hegel — Nietzsche - Heidegger (Gesammelte Schrif­ten, II/2.), Freiburg im Breisgau 2007. 84-101.

Next

/
Oldalképek
Tartalom