Folia Theologica et Canonica 7. 29/21 (2018)

Sacra theologia

98 ATTILA PUSKÁS der unendlichen Liebe zwischen dem Vater und dem Sohne, Christus folgend, dessen Sohnsein darin besteht, dass er sich vollkommen dem Mysterium des Vaters öffnet. Die Wahrheit philosophischer Systeme für die größere Wahrheit Christi zu eröffnen verlangt die Fähigkeit der Unterscheidung, der Relativie­rung, der Kritik, der Aufweisung und Integration von Aporien. Es beinhaltet, wie einst die Kirchenväter die Güter heidnischer Philosophie kritisch Christus darbrachten und in ihr Denken aufnahmen (spolia aegyptorum), auch die Be­reitschaft des heutigen christlichen Denkers, im nachchristlichen philosophi­schen Denken die eigentliche Wahrheit Christi wahrzunehmen und ..dieses verloren gegangene, säkularisierte Theologiegut zu seiner echten Gestalt zu­rückzuholen”.41 Der Akt der Eröffnung ist die Kunst der Rückführung (reduc­tio) zu Christus, deren andere Seite die Kunst der Übertragung (Transposition) ist, im Laufe derer die Übersetzung der einzigen Wahrheit Christi in die ver­schiedenen Kulturen, Weltbilder, philosophische Systeme geschieht, was die Fähigkeit zwischen verschiedenen denkerischen Formen vermitteln zu können, voraussetzt. Bezüglich der Aufgaben der christlichen Philosophie nennt Balthasar am Ende des dritten Teils der Theologischen Ästhetik, als Abschluss seines Ge­dankenganges über die Begegnung der metaphysischen und der theologischen Flerrlichkeit im Raum der abendländischen Philosophie, ein Paar weitere wich­tige Gesichtspunkte. Hier spricht er nicht über christliche Philosophie, sondern einfach über christliches Denken oder Christentum und versteht darunter so­wohl den Auftrag des christlichen Philosophen, wie auch den des christlichen Theologen. Die zwei Kapiteltitel, „Das theologische Apriori der Metaphysik" und „Liebe hütet die Herrlichkeit” bringen Balthasarsche Grundformel und Programm christlichen philosophischen Denkens wesentlich zum Ausdruck. Die ontologische Differenz ermöglicht verschiedene philosophische Interpreta­tionen und stellt einen vor die Wahl. In dieser Situation entscheidet sich die christliche Philosophie aufgrund ihres eigenen theologischen Apriori, wenn sie die ontologische Differenz im Lichte der in Christus offenbar gewordenen gött­lichen Liebe offen für die theologische Differenz des frei schöpfenden Gottes und des kontingenten geschaffenen Seins auslegt. Die philosophischen Über­legungen Balthasars zielen letztendlich darauf ab, zwei Sachen zu zeigen. (1) Die Haltung der Verwunderung über das Rätsel des Seins und die Erfahr­ung der Kontingenz des Seins als Geschenk sind nur dann zu hüten, wenn man die ontologische Differenz von Sein und Seiendem von dem theologischen Apriori der Liebe her interpretiert und so sich für die theologische Differenz von Schöpfergott und Welt öffnet. Diese Einsicht erlegt dem Christen und besonders dem Philosophen eine Aufgabe auf. „Der Christ bleibt Hüter jener 41 KathPhil 21.

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