Folia Theologica et Canonica 7. 29/21 (2018)

Sacra theologia

DER DIALOG VON PHILOSOPHIE UND THEOLOGIE... 83 den Gottes, die glänzende göttliche Liebe öffnen kann. Die metaphysische Herr­lichkeit schafft Raum für die theologische Herrlichkeit, die transzendentale Ästhetik für die theologische Ästhetik. Demgemäß kommt der Philosophie auch im dritten großen Teil der Trilogie, der Theologik eine wichtige Rolle zu. Vor der theologischen Erörterung dessen, wie Gottes Wahrheit sich im Leben und in den Worten Christi zeigt (Band 2: Wahrheit Gottes) und wie der Geist der Wahrheit die Kirche kontinuierlich in die Wahrheit Christi einführen kann (Bd. 3: Der Geist der Wahrheit), nimmt Balthasar eine philosophische Reflexion über die Wahrheit der Welt vorweg (Bd. 1: Wahrheit der Welt). Darin umreißt er eine phänomenologische und zugleich metaphysische Wahrheitskonzeption, welche die Zusammenhänge des Aufgehens des Seins, des Erkennens, des Mysteriums, des Glaubens und der Liebe aufzeigt. Diese philosophische Logik schafft ihrerseits wiederum Raum für die theologische Reflexion, die Theo-Lo­gik. Wenngleich nicht ganz offenbar, ist doch der einleitende Band des zweiten Teils der Trilogie zumindest teilweise tatsächlich philosophischer Natur. Bevor er das im Christusereignis sich zuspitzende Drama der ganzen Heilsgeschichte, dessen Teilnehmer, Handlung, Höhepunkt und Vollendung theologisch inter­pretiert, untersucht Balthasar im einleitenden Band die literarische Gattung und theatralische Inszenierung des Dramas so, dass er die Zusammenhänge mit den metaphysischen Fragen und dem existentiellen Drama des menschlichen Le­bens hervorhebt. Für den Schweizer Theologen ist auch die Dichtkunst, darin besonders die Dramenliteratur zum Gebiet der Metaphysik zu zählen, indem sie, bezüglich letzter Fragen letzte existentielle Stellungnahmen vergegenwärtigt. Die Drama-Konzeption von Güte und Wahrheit bereitet einen auf die gläubige Aufnahme der Theodramatik, der wirkenden Güte Gottes vor. Somit liefert Balthasar in seiner Trilogie eine Synthese nicht bloß seiner Theologie, sowohl aber seiner Philosophie und beide in einer organischen Einheit. In seinem Spät­werk Epilog (1987), das selber die Einheit von theologischer und philosophi­scher Reflexion verwirklicht, suchte er im Rückblick die innere Logik dieses theologischen und philosophischen Syntheseversuchs zu erläutern. Die Reflexion auf das Verhältnis von Philosophie und Theologie einerseits, die in der Erarbeitung der eigenen Philosophie und Theologie den Dialog von Philosophie und Theologie verwirklichende Praxis andererseits hängen offen­sichtlich eng zusammen, wiederspiegeln einander sogar mehr oder weniger. Diese Arbeit fokussiert auf den ersten Pol innerhalb von diesem Zusammen­hang. Im Mittelpunkt von unserem Interesse steht es zu untersuchen, wie Bal­thasar ausgesprochen auf das Verhältnis von Philosophie und Theologie ref­lektiert. Da wir den anderen Pol, wie nämlich dieses Verhältnis in der eigenen philosophischen und theologischen Praxis von Balthasar sich wiederspiegelt, nur beiläufig ansprechen, ist damit zu rechnen, dass unsere Auslegung einseitig bleibt. Die Interpretation des Verhältnisses von Theologie und Philosophie ver­langt eine Antwort auf mannigfache, mit einander eng verknüpfte Fragen: Was

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