Folia Theologica et Canonica 7. 29/21 (2018)
Sacra theologia
84 ATTILA PUSKAS kann man aus der Geschichte des Dialogs zwischen Philosophie und Theologie lernen? Braucht die Theologie überhaupt die Philosophie? Was für eine Philosophie braucht sie? Ist es erst überhaupt möglich, dass ein gläubiger Christ / Theologe philosophisch denkt? Worin besteht überhaupt der eigentliche Beruf der Philosophie? Was hat das christliche Denken für die Philosophie zu bieten? Ist so etwas wie „christliche Philosophie“ möglich und wenn ja, wie? Was sind die Aufgaben der christlichen Philosophie? Aus der lang fortsetzbaren Liste der Fragen heben wir die folgenden drei hervor, welche unserem weiteren Gedankengang den Weg weisen: I. Braucht die Theologie überhaupt die Philosophie? II. Ist es erst überhaupt möglich, dass ein gläubiger Christ / Theologe philosophisch denkt? III. Ist so etwas wie „christliche Philosophie“ möglich und wenn ja, wie? Fangen wir gleich mit der ersten Frage an. I. Braucht die Theologie überhaupt die Philosophie? Es ist ganz und gar nicht selbstverständlich, dass die Theologie eine Philosophie braucht. Viele meinen, es sei vielmehr das Gegenteil offensichtlich, vor allem in einer Zeit, wo selbst die Philosophie eine Krise erlebt. Deswegen sind viele um ein „reines Evangelium“ ohne Philosophie bemüht, wie es Balthasar in seiner 1975 an der Universität Freiburg gehaltenen Vorlesung feststellt.4 Tatsache ist, dass die in der Reformation seit Anbeginn anwesende heftige Kritik, ja Feindlichkeit gegenüber der Philosophie (siehe die Philosophie als Teufelsbraut), durch die dialektische Theologie von Karl Barth und die dogmengeschichtliche „Hellenisationsthese“ von Adolf Harnack zu Beginn des 20. Jahrhunderts neu betont, wurde in vielen Fällen zu einer konfessionelle Grenzen überschreitenden religiös-theologischen Haltung. Balthasar bringt zahlreiche Argumente gegen diese Sichtweise, wenn er sich dafür entscheidet, dass die christliche Theologie des philosophischen Denkens bedarf. Von seinen Argumenten führen wir ohne Anspruch auf Vollständigkeit nur die wichtigsten an. 1. Das Argument der Begegnung universeller Ansprüche. Balthasar betont, dass der Universalitätsanspruch, der den biblischen Glauben kennzeichnet - im Alten Testament das Bekenntnis zum einen Gott der Schöpfung und Erlösung, im Neuen Testament das Bekenntnis zur Universalität des Werkes der Offenbarung und Erlösung durch Christus samt dem universellen Missionsauftrag der Kirche - zur Unvermeidbarkeit des Gesprächs mit der griechischen Philosophie führte, die mit dem Universalitätsanspruch philosophischer Wahrheit 4 Evangelium und Philosophie, in Freiburger Zeitschrift für Philosophie und Theologie 23 (1976) 3-12, hier: 3. Im Weiteren: EPh.