Folia Theologica et Canonica 7. 29/21 (2018)

Sacra theologia

82 ATTILA PUSKÁS zu erneuern, in dessen Zeichen die philosophischen Schriften der 1930er Jahre standen: Die Metaphysik Erich Przywaras (1933), seinem Pullacher Meister, Erich Przywara und seiner Lehre der analogia entis gewidmet, Sein als Werden. Eine Untersuchung zur scholastischen Fundamentalontologie (1933), worin er das Problem der Veränderung und des zeitlichen Seins behandelt und das un­veröffentlichte Werk Geeinte Zwienatur. Letzteres suchte eine entsprechende metaphysische Interpretation der aus christlich theologischer Sicht so wichti­gen philosophischen Frage der Singularität zu entwerfen.2 Neben der tiefgrei­fenden Erwägung mit scholastischer, wie nicht-scholastischer philosophischer Tradition nahm Balthasar bezüglich das Verhältnis von Philosophie und Theolo­gie, besonders die christliche Philosophie betreffend mehrmals ausgesprochen Stellung. So veröffentlichte er 1946 die Schrift Von den Aufgaben der katholi­schen Philosophie in der Zeit und etwa vier Jahrzehnte später einen neueren Beitrag zum Thema mit dem Titel Regagner une philosophic ä partir de la théologie (1983). Ebenso war das Verhältnis von Philosophie und Theologie das Thema seiner 1976 an der Universität Freiburg gehaltenen Vorlesung Evangelium und Philosophie, wie es früher bereits seine theologische Prog­rammschrift Glaubhaft ist nur Liebe (1963) ansprach. Jenseits der Reihe der aufgezählten Werke zeigt aber vor allem die als theolo­gische Synthese gedachte monumentale Trilogie, wie wichtig Balthasar die Philosophie für die Theologie hielt und wie er mit voller Gewalt ein organi­sches Verhältnis zwischen ihnen zu entfalten suchte.3 In allen drei großen Ein­heiten der Trilogie, strukturiert nach der Dreiheit des Schönen, Guten und Wahren, findet man ein Band philosophischer Art. Ganz deutlich zeigt sich das im ersten, in der Herrlichkeit und im letzten Teil, in der Theologik. Zwischen den theologischen Bänden der Herrlichkeit ist als Keil nämlich die Arbeit Im Raum der Metaphysik mit einem Umfang von etwa tausend Seiten zu fin­den, die untersucht, inwiefern in ihren einzelnen Zeitaltern und Traditionen die abendländische Philosophie den Grundakt der Verwunderung über das Rätsel des Seins, des daraus sprießenden metaphysischen Fragens und des unbeding­ten Jasagens zum Geschenk des Seins zu bewahren im Stande war. Der Über­zeugung Balthasars nach zeigt sich in der Erfahrung des Beschenktseins die metaphysische Schönheit und Herrlichkeit des Seins, die sich für die Aufnahme der noch gewaltigeren Herrlichkeit des schaffenden, offenbarenden und erlösen­2 Eine detaillierte Analyse des Werkes samt der Singularitäts-Interpretation Balthasars bietet Jorg Disse in seiner Dissertation: Disse, J., Metaphysik der Singularität. Eine Hinführung tun trit­­faden der Philosophie Hans Urs von Balthasars, Wien 1996. 3 Unterschiedlich tiefe Analysen der Balthasarschen Interpretation der Transzendentalien sind in den folgenden Werken zu finden: Nichols, A., A Key to Balthasar. Hans Urs von Balthasar an Beauty, Goodness, and Truth, London 2011. Schindler, D. C., Hans Urs von Balthasar and the Dramatic Structure of Truth. A Philosophical Investigation, New Y ork 2004. Kasper, W. (Hrsg.). Logik der Liebe und Herrlichkeit Gottes. Hans Urs von Balthasar im Gespräch, Ostfildern 2006.

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