Folia Theologica et Canonica 7. 29/21 (2018)

Sacra theologia

74 GÉZA KUMINETZ leidigung und Nichtachtung des anderen Menschen oder eines anderen Volkes stammt, hier wird ja der andere zu einem blossen Mittel, zu einem opferbaren Material. Die Person des anderen darf jedoch nicht als Gott geehrt werden: nicht einmal aus diesem Grunde dürfen Schmarotzer in einer Familie oder Ge­sellschaft existieren. In diesem Falle hat der andere nur Rechte, sogar dann, wenn er seine Würde und Ehre in moralischem Sinne schon lange her verloren hatte. In so einem Fall wäre die Hauptaufgabe des Betroffenen die Zurücker­werbung der verlorenen Würde und Ehre und die Gesellschaft müsste ihn dazu bewegen, gerade das zu tun. Falls also das wertende Ich in den Thron der Persönlichkeit kommt, be­kommt da die Seele einen wahren Herrscher, der weder ein Despot noch ein gleichgültiger und kraftloser Mensch ist, sondern die Bürger der Seele (die un­terschiedlichen Dimensionen des Ichs) lehrt, wie wirklich menschlich zusam­mengearbeitet werden kann; die Folgen dieser Herrschaft sind der Frieden, die Zufriedenheit sowie die wahre Entfaltung der Persönlichkeit. Der Christgläubi­ge, besonders der Priester wird durch das Feuer dieses wertenden Ichs bewegt, denn er hat erkannt, dass die Herrschaft von diesem das Reich Gottes unter den Menschen ist. So ein Feuer hat uns Christus gebracht, wir sollen also das auch anfachen! Das ausdauernde Gebet als Bekämpfung und Persönlichkeitsent­wicklung richtet sich also gerade danach, dass dieses mit der Seele von Chris­tus durchdrungene axiologische Ich zur richtigen Herrschaft gelangt. b. Christus als Arzt jeder unseren Entfremdung oder über das Über-, Masken-, Schatten-, Automat-, Ideal- und Verbraucher-Ich25 Der Geist von Christus ist nicht nur der Geist der Wahrheit sondern auch der Geist des Weges und des Lebens. Aber der Geist seines Geistes ist die Wahr­heit, sie zeigt und weist nämlich den Weg zu und auch die Verwirklichung der Wahrheit ist das Leben, das von lesus verpsrochene und gebotene reichere Leben. Christus ist unser Herr und das Ganze unseres Daseins huldigt ihm; richtiger gesagt: wir müssen im Interesse der Entfaltung unserer Persönlichkeit erkämp­fen, dass wir völlig Ihm gehören. Wir sind nämlich so geschaffen; wenn unser Geist keinen Herr hat, den wir von jedem Gesichtspunkt aus hochschätzen und bewundern, bleiben wir also herrenlos, eigentlich Sklaven. Das menschliche Leben ist ein grosses Streben danach, dass sich der Mensch seinem Herrn, dem grössten und vollkommensten Ich unterwirft. Wir wünschen ihn zu betrachten, um danach Ihm ähnlich zu werden. Zur gleichen Zeit ist es aber auch nicht so einfach. Ihn ganz unseren Herrn zu bekennen und seine Herrschaft zu erleben; wissen ist leichter aber erleben ist umso schwieriger. 25 Nach Pius Halász O. Cist. und John F. Kvanaugh.

Next

/
Oldalképek
Tartalom