Folia Theologica et Canonica 7. 29/21 (2018)

Sacra theologia

DER PRIESTER IN DER ANZIEHUNG VON CHRISTUS 73 Personen. Das technische Ich ist also apersonal, das soziale Ich personal und das axiologische Ich superpersonal. Wenn wir unsere Staaten betrachten, können wir sehen, dass unsere Zivilisa­tion duch das Wuchern des technischen Ichs geherrscht wird, gefolgt von einer früher noch nie erfahrenen, äusserst grossen Entfremdung; das technische Ich hat sich ja sowohl vom Persönlichen als auch von der Welt der Werte losget­rennt (wenn es schon nicht alles nach dem Nutzenwert beurteilt), es ist sogar gleichgültig ihnen gegenüber, der Grund dafür ist aber nicht eine Art Enttäu­schung und Ernüchterung sondern der grundlegende Urteil seines Ichs: alles und alle sind nur Mittel für die Vollentfaltung des Ichs. Wir können auch so formulieren, dass die vom technischen Ich beherrschte Persönlichkeit keine Weltanschauung hat (richtiger gesagt, sie hat eine agnostische und verhängnis­voll pragmatische Weltanschauung), nur ausser wenn seine Weltanschauung darin besteht, dass es zum Erreichen seiner von sich selbst gesetzten Ziele immer zum Handeln bereit und bezüglich seiner Zielstrebigkeit immer diszipliniert ist. Diese Klassifizierung lässt auch ahnen, dass sich das Ich auch mit einer Art gemeinsamen Über-Ich wirkungsvoll verkehren soll, damit nicht nur die mensch­lichen Beziehungen sondern auch der Umgang mit den Sachen unversehrt blei­ben können. Das technische Ich verwirklicht eine despotische Herrschaft sowohl in der Seele als auch in seiner Umgebung: alles - der andere Mensch, die andere Na­tion, die Wissenschaft, die Macht und der Einfluss - ist nur ein Mittel für die Selbstverwirklichung. Wenn die Herrschaft des technischen Ichs ein Terror ist, müssen wir die Herrschaft des personalen Ichs als die Herrschaft der schwa­chen Hände bezeichnen, gefolgt von der Drohung der Anarchie. Es erduldet fast alles, weil die Person, soll sie so sehr niederträchtig sein, zu ehren ist. Auch dieser Typ bewertet nicht, aber er wagt den Dienst des anderen Menschen zu verlangen. Heutzutage herrscht auch dieses Ich in vielen Seelen, so ist also die­ser gleichgültige Herrscher. Diese zwei gesetzwidrige Herrscher thronen heute in den Seelen. Das Feuer dieser zwei Auffassungen treibt heute die Mehrheit der Menschen - das Zauber des technischen Ichs vergiftet das Herz der Mächtigen, die Nachgiebigkeit des sozialen Ichs das der ausgelieferten Massen - gefolgt von der Unzufriedenheit, der Krisen, Kriege, der schonungslosen Unterdrückung, das heisst der ewigen Friedlosigkeit. Jesus hat von diesen drei Ichs das wertende Ich den wahren Herrn der menschlichen Persönlichkeit genannt, weil auch seine Erlösung grundsätzlich von moralischem Charakter ist. Und Er hat die richtige Herr­schaft dieses Ichs seinen Gläubigen versprochen. Von diesem Gesichtspunkt aus ist Er selbst unser menschgewordenes axiologisches Ich. Das ist sein Geist, der in unserem Herzen wohnen möchte. Man darf also nicht jede Art von Lebensplänen verwirklichen, nur darum, weil die technischen Voraussetzungen vorhanden sind, wenn daraus die Be-

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