Folia Theologica et Canonica 6. 28/20 (2017)

SACRA THEOLOGIA - Mihály Kránitz, Spiritualität der Gemeinschaft und der Mission

10 MIHÁLY KRANITZ 1. Jesus hat zur Verkündigung des Reiches Gottes eine neue Gemeinschaft geschaffen Während seiner Tätigkeit als Prediger hat Jesus von Nazareth seine Jünger be­wusst in eine Gemeinschaft und Gruppe eingeladen, die von ihm gewählt wur­de.4 Am Anfang des Evangeliums von Markus lesen wir, dass, als er seine Jün­ger ausgewählt hatte, machte er sie „Zwölf4 (epoiesen tous dodeka).5 Das war von der Seite Jesus eine bewusste Handlung, weil die Zahl zwölf auf die zwölf Stämmen von Israel hinweist. Die gemeinschaftliche Prägung war also für die Kirche schon vom Anfang an, vom ersten Moment ihrer Entstehung charakte­ristisch. Jesus hat zusammen mit seinen Jüngern gelebt und gewandert, und sie form­ten eine Gemeinde, Gemeinschaft, deren Ziel die Zeugnisablage vom Reich Gottes war. Schon im Alten Testament kann Israel als der Gedanke Gottes Vol­kes beobachtet werden, der eigentlich - nicht in rechtlichem Sinne - als die Ge­meinschaft der Auserwählten gedeutet werden kann. Gott hat mit seinem Volk einen Plan, dessen Sendung ist es, die messianische Verheißungen zu tragen und mit den anderen bekannt zu machen. Die Erfüllung der Verheißungen, das Kommen des Messias hat sich in der Person von Jesus von Nazareth vollgezo­gen, mit dem ein neues Volk Gottes entstanden ist, was die Kirche selbst ist. Er hat die anfängliche, ursprüngliche Gemeinschaft nicht aufgehoben, sondern durch die Gründung der Gemeinschaft der Kirche die frühere vervollkommnet und in Erfüllung gebracht. Jesus schickt die Kirche damit fort, dass er Gottes Reich als angekommen äußert: „Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe."6 Auch die Jünger selbst waren ihres Auserwähltseins bewusst, weil zu jener Zeit eher die Jünger einen Meister gewählt hatten, nicht so, wie Jesus, der seine Jünger zu sich einlud.7 Auch das setzt ein persönliches Verhältnis voraus, ein persönliches Interesse und das Übernehmen des gemeinschaftlichen Lebens. Die Dogmatische Kon­stitution des Zweiten Vatikanischen Konzils mit den Anfangsworten Lumen Gentium erklärt, dass der Herr Jesus „die Apostel nach Art eines Kollegiums oder eines festen Kreises einsetzte“.8 Das Wort Kirche kommt in den Evangelien selten vor, von den Synoptikern wird es bloß von Matthäus benutzt, insgesamt dreimal.9 Bei Johannes kommt es 4 Vgl. Ratzinger, J. |Papst Benedikt XVI]., Jesus von Nazareth, I., Budapest 2007 (Die Jünger, S. 149-159). 5 Mk 3,14. 6 Mk 1,15; Mt 4,17. 7 Der heilige Paulus hat zum Beispiel Gamaliel gewählt (vgl. Apg 22,3). * LG 19 (quos Apostolos ad modum collegii seu coetus stabilis institua). 4 Mt 16,18; 18,17.

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