Folia Theologica et Canonica 5. 27/19 (2016)

SACRA THEOLOGIA - Imre Kocsis, Die Gnade Gottes und der Heilige Geist in der Rechtfertigungslehre des Apostels Paulus

DIE GNADE GOTTES UND DER HEILIGE GEIST IN DER RECHTFERTIGUNGSLEHRE... 27 Herz des Menschen schreibt (Jer 31,33). Ezechiel hingegen verspricht einen neuen Geist: Gott legt seinen eigenen Geist in den Menschen und macht ihn so geeignet, die Vorschriften zu erfüllen (Ez 36.26-27). Das ins Herz geschrie­bene Gesetz und der im Innern des Menschen wohnende Geist stehen im engen Zusammenhang. Gott schreibt das Gesetz durch die Gabe seines Geistes in das Herz. Der Geist, der im Getauften Wohnung nimmt, durchdringt das Herz als Willens- und Entscheidungszentrum und motiviert den Menschen zur dem Willen Gottes entsprechende Lebensweise, und zugleich gibt auch die nötige Hilfe dazu. Gerade deshalb kann er das erreichen, wozu das Gesetz allein nicht fähig war: er spendet Leben.28 Besonders auffallend ist, dass das Ziel der Erlösung durch Christus in Röm 8,4 folgendermaßen formuliert ist: „damit die Forderung des Gesetzes in uns erfüllt werde, die wir nicht nach dem Fleisch, sondern nach dem Geist leben.“ Interessanterweise spricht hier Paulus von „Forderung“ und nicht von „For­derungen". Dies ist wohl dadurch zu erklären, dass das Gesetz für den Apostel in einem Gebot, nämlich in dem der Liebe zusammengefasst werden kann.29 Darüber hinaus ist zu beachten, dass das Verb „erfüllen“ im Passiv (nyripcocofj) steht, das als passivum theologicmn gedeutet werden soll. Daraus folgt, dass Gott die Erfüllung der Verfügung des Gesetzes, die sich konkret in den Akten der Liebe manifestiert, uns durch den Heiligen Geist ermöglicht (natürlich bei vollständiger Beachtung unserer Freiheit). Das im Gebot der Liebe zusammen­gefasste Gesetz erreicht also sein Ziel durch den Geist. Abschluss Die Lehre von Paulus stimmt in mehreren Punkten mit der Verkündigung der Propheten und mit der Auffassung der Qumrangemeinde überein. Es handelt sich um folgende Momente: die Eigenart der bis zur Wurzel des menschlichen Daseins vordringenden Sünde, die Unentgeltlichkeit der Gnade und die wirk­same vermittelnde Rolle des vom Gott geschenkten Geistes. Selbstverständlich 28 Eine schöne Auslegung von Röm 8,2 bietet J. A. Fitzmyer: „In union with Christ, then, Christi­ans come under the »law« of the Spirit that gives life. Thus qualified, nomos no longer refers to the Mosaic law (...) Rather, the law of the Spirit is nothing other than the »Spirit of God« (8:9a, 14) or the »Sprit of Christ« (8:9b) in its ruling function in the sphere of Christ (Käse­mann). It is dynamic »principle« of the new life, creating vitality and separating humans from sin and death, indeed, supplying the very vitality that the Mosaic law could not give." Fitzmyer, J. A., Romans (AB 33), New York 1993. 482^183. 29 „In 13,8-10 wird Paulus das (ähnlich wie früher schon in Gal. 5,13 f.) dahingehend verdeutli­chen, daß die überlieferten mosaischen Gebote nichts anderes sind als Entfaltungen des Gebotes der Nächstenliebe, das die Grenze zwischen Gut und Böse markiert.“ Haacker, K., Der Brief des Paulus an die Römer (ThHNT 6) Leipzig 2006.' 175.

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