Folia Theologica et Canonica 5. 27/19 (2016)

SACRA THEOLOGIA - Imre Kocsis, Die Gnade Gottes und der Heilige Geist in der Rechtfertigungslehre des Apostels Paulus

18 IMRF, KOCSIS Geist bestünde. Das Wesen der Gnade kann ja nicht nur durch das Substantiv Xápiq ausgedrückt werden, sondern auch durch andere, ihm verwandte oder mit ihm zusammenhängende Worte: Liebe (áyánri), Frieden (eipfjvri), Leben (t¿of|), Gnadengabe (yáptoua). Heiligung (áyiaa|ióg. Gerechtigkeit (8iKa.ro- GÚvri), Rechtfertigung (Sikocícoou;). Diese Ausdrücke kommen in den Paulus­briefen oft zusammen mit den den Heiligen Geist bezeichnenden Benennungen vor (vgl. Rom 8.1-20; 14.17; 15,30; I Kor 6,1 1 ; 12,4-11 ). Dabei ist auch zu er­wägen, dass auch %ápu; auf indirekte Weise mit dem Heiligen Geist in Zusam­menhang gebracht werden kann. Zum Beispiel in Röm 6,14 stellt Paulus „das Gesetz“ und „die Gnade“ einander gegenüber. An anderen Stellen sind aber „das Gesetz“ und „der Geist“ (Gal 5,18) beziehungsweise „der Buchstabe“ und „der Geist“ (Röm 2,29; 7,6) einander gegenübergestellt zu finden. Auch die Beweisführung in Gal 5,4-5 ist beachtenswert: „Wenn ihr also durch das Ge­setz gerecht werden wollt, dann habt ihr mit Christus nichts mehr zu tun; ihr seid aus der Gnade herausgefallen. Wir aber erwarten die erhoffte Gerechtig­keit kraft des Geistes und aufgrund des Glaubens.“4 Diejenigen, die das Gesetz des Alten Bundes für das Fundament ihres Heils halten, sind „aus der Gnade herausgefallen“, während die an Christus Glaubenden „kraft des Geistes“ die endgültige Rechtfertigung erwarten. Die Ausdrücke „Gnade“ und „Geist“ sind hier praktisch parallel. Die Verbindung zwischen der ydptc; und dem Heiligen Geist wird insbeson­dere durch die Tatsache bezeugt, dass beiden eine sehr relevante Rolle in der Rechtfertigung zukommt. Seine diesbezügliche Position stellt Paulus in Röm 1-8 am ausführlichsten dar. Bevor wir aber diese Darstellung näher betrachten, scheint uns nützlich, auch über den Hintergrund einiges zu sagen, nämlich dar­über, wie im Alten Testament und in den Schriften des Judaismus die Gnade und der Heilige Geist im Kontext der Befreiung der Sünde erscheinen. I. Der Hintergrund: Die Gnadenbedürftigkeit und die Erneuerung durch den Heiligen Geist im Alten Testament und im Judentum /. Die Verkündigung der Propheten In Hinblick auf unser Thema ist die Verkündigung von Jeremia und Ezechiel hervorzuheben. Die Tatsache, dass ihre Aufforderung zur Umkehr erfolglos blieb, führte sie zu einem tieferen Verständnis der Sündhaftigkeit des Men-4 Die Bibelzitate nehme ich meistens aus der Einheitsübersetzung (Stuttgart 1980). Einige Stellen aber übersetze ich selbst, um die Eigenart des griechischen Texts besser wiederzugeben.

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