Folia Theologica et Canonica 4. 26/18 (2015)
SACRA THEOLOGIA - Hermann Stinglhammer, Die beste aller Welten? Kann man angesichts von Katastrophen noch an einen guten Schöpfer glauben? - Fundamentalteologische Erkundungen
FOLIA THEOLOGICA ET CANONICA (2015) 83-88 Hermann Stinglhammer DIE BESTE ALLER WELTEN? KANN MAN ANGESICHTS VON KATASTROPHEN NOCH AN EINEN GUTEN SCHÖPFER GLAUBEN? - FUNDAMENTALTHEOLOGISCHE ERKUNDUNGEN* 1. Die epistemologische Option des christlichen Glaubens; II. Natürliche Übel als Ermöglichung MENSCHLICHER FREIHEIT UND MORALITÄT: „FREE-WILL-DEFENSE“ UND „SOUL-MAKING“: R. SWINBOURNEUND J. HlCK; III. DIE „NO-BETTER - WORLD“ THESE:; IV. THEODIZEERELEVANTE ERGEBNISSE; V. Göttliche Allmacht und das Leid einer evölutiven Welt; VI. Das Leiden und der Gottesglaube: „Fragende und Gefragte zugleich"' (Thomas Pröpper gest. 2015) I. DIE EPISTEMOLOGISCHE OPTION DES CHRISTLICHEN GLAUBENS „Credo, quia absurdum est" - diese Alternative, wie sie Tertullian als Axioma- tik einer radikal dialektischen Theologie nachgesagt wurde, hat sich die katholische Theologietradition nie zueigen gemacht. Ganz im Gegenteil nimmt die Auslegung des Glaubens bereits im Neuen Testament für sich in Anspruch, mit rational nachvollziehbaren Gründen den intellectus fidei in das Gespräch mit der fragenden Vernunft einzubringen (vgl. 1 Petr 3,15). Und dies deshalb, weil der Glaube selbst im umfassenden Raum der Logizität Gottes verwurzelt ist, so dass er für die geschichtliche Vernunft grundsätzlich einsehbar bleibt und bleiben muss; Glaube ist nur dann ein humaner Glaube, wenn er mit Gründen affir- miert werden kann. Dieser Anspruch gilt nirgends stärker als in der Theodizeefrage, die mit Büchners Diktum vom „Leiden als dem Fels des Atheismus“ zum kruzialsten Problem des Gottesglaubens des modernen Menschen avanciert ist. Die Theodizee ist bekanntlich im Raum des sog. malum physicum, d.h. der Naturübel erwachsen. Vor diesem Hintergrund möchte ich mich nun theodizeerelevanten Argumentationen im Raum der neueren angoloamerikanischen Schöpfungstheologien zuwenden. Ich skizziere sie in ihren Ansätzen, um sie dann jeweils kurz zu diskutieren. Sie alle reflektieren das Kontinuum der naturgesetzlich * Bei dem Artikel handelt es sich um den Vortrag, der am 29.05.2015 in Passau im Rahmen des Deutsch-Ungarischen Theologentages „Der Gottesglaube und das Leid" am Department lur Katholische Theologie gehalten wurde. 1 Pröpper, Th., Fragende und Gefragte zugleich. Notizen zur Theodizee, in Pröpper, Th., Evangelium und freie Vernunft. Konturen einer theologischen Hermeneutik, Freiburg 2001.266-275.