Folia Theologica et Canonica 4. 26/18 (2015)

SACRA THEOLOGIA - Hans Mendl, Wenn der Tod einbricht (...) Kinder, Gott und das Leid

WENN DER TOD EINBRICHT (...) KINDER, GOTT UND DAS LEID 55 I. Die Gottesrede weiten Wenn Gott bereits in der Grundschule in seiner Sperrigkeit und Weite themati­siert wird, so schützt dies vor Enttäuschungen, die eine zu einfache und enge Vorstellung vom „lieben" Gott implizieren. Bereits im Religionsunterricht der Grundschule sollte die Rede von Gott auf vielfältige und differenzierte Weise wachgehalten werden - und sie wird es auch, wie ein Blick in die Lehrpläne zeigt;31 denn dort wird die Gottesfrage äußerst perspektivenreich angegangen - jesuanisch, symbolisierend, natürlich mit biblischen Bezügen, auch in der Per­spektive einer möglichen Gottesanrede im Gebet, aber auch in Verbindung mit der Theodizeefrage, der Unbegreiflichkeit und den persönlichen Anfragen an Gott. Dies muss sich dann im Jugendalter fortsetzen, wo es religionspsycholo­gisch nachvollziehbar zu einem Abschied vom Gott des Kindesglaubens kommt. Erwachsene sollten gelassen reagieren, wenn Jugendliche in dieser Entwick­lungsphase deistische oder atheistische Positionen einnehmen, denn nur, wenn sie von einem kindlichen Gott loskommen und phasenweise gott-los werden, ist die Entfaltung eines reifen Gottesglaubens möglich! 2. Kinder als kleine Theologen betrachten Kinder können als kleine Theologen dazu angeregt werden, in Begleitung von Erwachsenen selber nach Antworten auf die Theodizeefrage zu suchen und diese kreativ zum Ausdruck zu bringen. Es ist das Verdienst der Kindertheolo­gie, dass Kinder heute nicht mehr als Adressaten einer von Erwachsenen for­mulierten Antwort verstanden werden, sondern dass ihnen zugetraut wird, auch selber Antworten zu formulieren, zu diskutieren und in Beziehung zu den Ant­worten des Glaubens zu bringen.32 Es bestand auch in der Religionspädagogik die Neigung, aus einem missverstandenen Korrelationsdenken heraus sperrige Bibeltexte auszusparen; heute traut man Kindern auch wieder schwierigere Geschichten zu, wie beispielsweise die Geschichte von Kain und Abel, die Sintflut-Erzählung oder die Erzählung von den ägyptischen Plagen, die jeweils 31 Vgl. Mendl, H„ Religionsdidaktik kompakt. Für Studium, Prüfung und Beruf, IV/A. München 2015.98t. 32 Vgl. exemplarisch: Oberthür, R., Kinder und die großen Fragen. Ein Praxisbuch für den Reli­gionsunterricht, München 1995. Oberthür, R., Kinder fragen nach Leid und Gott. Lernen mit der Bibel im Religionsunterricht, München 1998. Sauer, R., Kinder fragen nach dem Leid. Sauer, R., Gott - lieb und gerecht? Junge Menschen fragen nach dem Leid, Freiburg u.a. 1991. Büttner, G. (Hrsg.), Handbuch Theologisieren mit Kindern. Einführung - Schlüsselthemen - Methoden, Stuttgart -, München 2014. Siehe auch die Reihe „Jahrbuch für Kindertheologie", besonders: Bucher, A. A. (Hrsg.), „Mittendrin ist Gott“. Kinder denken nach über Gott, Leben und Tod (Jahrbuch für Kindertheologie I), Stuttgart 2002.

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