Folia Theologica et Canonica 3. 25/17 (2014)

SACRA THEOLOGIA - Krisztián Vincze, Praeambula F idei anhand der Phänomenologie - Eigenschaften und Zentrale Gedanken der Religionsphilosophie Bernhard Weltes

84 KRISZTIÁN VINCZE In der traditionellen philosophischen Gotteslehre gehörten zu den wichtigsten Aufgaben, Gott als Person darzustellen, ihm die göttlichen Prädikate zuzuord­nen, und seine Existenz durch die klassischen Gottesbeweise zu gewährleisten. In der hegelschen Sicht besteht die Möglichkeit. Gott überhaupt denken zu kön­nen, in der Reflexion der Geistesphilosophie, in der der Mensch Gott wirklich ergreifen kann. Sein Ausgangspunkt ist der Geist, da für ihn, für den Philosoph des Idealismus, die Wirklichkeit mit dem Geist gleichgesetzt wird. Dieser Geist zeigt sich in der Religion (in den Religionen) als die Selbsterkenntnis, als das Selbstbewusstsein seiner selbst. Das im Jahre 1807 erschienene Werk Die Phä­nomenologie des Geistes hätte ursprünglich einen anderen Titel bekommen, der Das Objekt der Erfahrung des Bewusstseins2 gelautet hätte. Diesem ur­sprünglichen Titel entsprechend, stehen die Kunst, die Religionen und auch die offenbarte christliche Religion unter den Erfahrungen des Bewusstseins, und sie werden zugleich als die höchsten Formen des Bewusstseins, des absoluten Geistes gesehen, in denen auch die geistliche Entwicklung der Menschheit ab­läuft.3 Die Annäherung der Geistesphilosophie ist ganz neuwertig: Gott kann nicht in den spekulativen Begriffsbildungen ergriffen werden, er ist vielmehr Moment der menschlichen Erfahrungen und des menschlichen Bewusstseins; er ist, der der auf unserem Erfahrungsfeld aufscheint. Zur Eigenartigkeit der hegelschen Philosophie gehört auch, dass er die Ausdrücke Religionsphiloso­phie oder Philosophie der Religion im Sinne der eigentlichen Religionsphilo­sophie benutzt, nicht wie die vorherigen Autoren, bei denen diese Begriffe noch in die Aspekte der klassischen Apologetik eingekeilt wurden.4 Der Ur­sprung der Religionsphilosophie bedeutet nach Hegel das menschliche Erfahr­ungsfeld und das menschliche Bewusstsein.5 Edmund Husserls Phänomenologie hoffte, zur Grundwissenschaft (auch für die Logik sowie für die Psychologie) zu werden, weil sie eben die Erlebnisse des menschlichen Bewusstseins untersucht, ohne in die Falle des Psychologis­mus oder Naturalismus zu fallen. In der Philosophie vor Husserl wurden die Objekte, die Elemente der äußeren Realität, dem menschlichen Bewusstsein gegenüber für transzendente Seienden gehalten. Demnach ergaben sie sich ver­mittelt durch Ideen, Abbildungen und Vorstellungen des menschlichen Verstan­2 Vgl. Kelemen, J., Bevezetés A szellem fenomenológiájáról rendezett konferenciához [Einführ­ung zur Konferenz Die Phänomenologie des Gesites], in Világosság 3/4 (2008) 5-8, 5. 3 „Die Natur des Geistes ist, sich selbst zu produzieren“ - meint Hegel, indem er darauf hinweist, dass der Geist sich entäußert, in Erscheinung tritt, sich offenbart. Diese göttliche Manifestation geschieht stufenweise, und sie gipfelt in der christlichen Religion. Zitiert nach: Weischedel, W., Der Gott der Philosophen. Grundlegung einer philosophischen Theologie im Zeitalter des Nihilismus, I-II. Darmstadt 1983. 303. 4 Vgl. Mezei, B„ Vallásfilozófia, in Boros G. (Hrsg.), Filozófia, Budapest 2007. 1242-1257,1246. 5 „Die Wissenschaft dieses Weges ist die Wissenschaft der Erfahrung, die das Bewusstsein macht.”, in Welte, B., Das Licht des Nichts. Von der Möglichkeit neuer religiöser Erfahrung, in Zur Frage nach Gott, III/3. Freiburg-Basel-Wien, 2008. 118-164, 121.

Next

/
Oldalképek
Tartalom