Folia Theologica et Canonica 3. 25/17 (2014)

SACRA THEOLOGIA - Krisztián Vincze, Praeambula F idei anhand der Phänomenologie - Eigenschaften und Zentrale Gedanken der Religionsphilosophie Bernhard Weltes

PRAEAMBULA FIDEI ANHAND DER PHÄNOMENOLOGIE... 85 des. Die Phänomenologie behauptet aber, zwischen dem Bewusstsein und seinem Objekt bestehe eine direkte Beziehung, da das Bewusstsein immer ein Bewusstsein von etwas ist und da das menschliche Bewusstsein immer ein in­tentionales Verhältnis festhält, wenn es sich auf ein Phänomen richtet und ihm einen bestimmten Sinn gibt. Die menschlichen Erfahrungen sind demnach Er­lebnisse des Bewusstseins und allen Erlebnissen ist die Gerichtetheit eigen, die dem Ich das Phänomen gibt. Aufgrund dieses festgestellten Verhältnisses zwi­schen Bewusstsein und Objekt bezweckt die Phänomenologie als Philosophie und als Grundwissenschaft, zurück zu den Sachen selbst zu finden. So kann man der Sackgasse der kantischen Philosophie entgehen, in der das Phänomen (das Ding für uns) von dem Objekt selbst (das Ding an sich) losgetrennt wird. In der Phänomenologie Husserls ist das Objekterlebnis unseres Bewusstseins das Ding selbst und das Phänomen ist das Ding an sich. Die Fähigkeit, die Leist­ung des Bewusstseins, besteht nicht darin, dass sie für uns das Objekt, die Ge­genstände abbildet, sondern dass sie uns sie dinghaft und konkret gibt. Wenn der Mensch auf ein Phänomen trifft, entsteht zwischen dem Bewusstsein und dem gezielten Gegenstand ein von dem Bewusstsein gegebener, zugeschriebe­ner Sinn. Die Intentionalität „benennt den vollen strukturellen Zusammenhang zwischen dem Erlebnis (cogito) und dem Erlebten (cogitatimi)“6. Die Intentio­nalität konstituiert die Beziehung zwischen Gegenstand und Ich, und in Kraft der Intentionalität kann dann die von der Methode der Phänomenologie erhoff­te Wesensschau erreicht werden, in der „beim Durchspielen von Varianten der Gegenstandvorstellung in der Phantasie“ das Wesentliche des Phänomens „als invariant erwiesen und als Eidos aufgefasst werden“7 kann. Bernhard Welte nach bedeutet die Reflexion im husserlschen Sinne, dass die Unmittelbarkeit des Gegebenen zum Vorschein kommen kann. Seit den Anfän­gen der Philosophie der Neuzeit gab es nämlich eine Schranke zwischen Objekt und Subjekt - und diese Schranke verhinderte die Ausleuchtung der unmittel­baren Erfahrungen, also blieb das Gegebene oft verdrängt und verdeckt, wie Gott, das Göttliche und die andere Elemente des Religiösen.8 Er hielt im Jahre 1978 Vorträge, in denen die geistesgeschichtlichen Voraussetzungen des Man­gels (oder Ausfalls) an religiöser Erfahrung aufgezeigt wurden. In diesem Zusammenhang erinnert er an die Bedeutung der Phänomenologie. Die Phä­nomenologie ist eine Methode, die die zwischen dem Objekt und Subjekt von Philosophen der Neuzeit ausgebildete Distanz auflösen und als solche auch die Möglichkeit der religiösen Erfahrungen wieder gewährleisten kann. 6 Lübcke, P., Edmund Husserl. Die Philosophie als strenge Wissenschaft, in Hügli A. - Lübcke, P. (Hrsg.), Philosophie im 20. Jahrhundert, I. Hamburg 2002.4 68-110, 7 Röd, W., Die Phänomenologie Edmund Husserls, in Geschichte der Philosophie, 133-163, 146. 8 Vgl. Bernhard Welte: Welte, B., Das Licht des Nichts. Von der Möglichkeit neuer religiöser Erfahrung, 118-164, 123-127.

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