Folia Theologica et Canonica 3. 25/17 (2014)

SACRA THEOLOGIA - Mihály Kránitz, Die dramatische Wirkung des moralischen Relativismus in den entwickelten Gesellschaften Die Antwort der Kirche auf die „schweigende Apostasie”

42 MIHÁLY KRANITZ der Vermischung der unterschiedlichen Stufen kann eine Gefahrquelle zustan­de kommen, hauptsächlich in den Ländern mit religiösen Kulturen. Kraftlose politische Richtungen benutzen das radikale religiöse Verhalten oft als Mittel, vor allem dort, wo die Leiter der Staaten auf die Fragen der Ungleichheit und der Armut nicht antworten können. Der Präsident des Päpstlichen Rates für den Interreligiösen Dialog, Kardinal Jean-Louis Tauran hat in seiner, die Bilanz des Jahres 2014 bewertenden Rede auf die Christenverfolgung hinweisend, erörtert: „Am schmerzlichsten ist es aber, dass bei diesen Konflikten oft der Name Gottes zu Hilfe gerufen wird, oder bestimmte Gruppen ihre Gewalttaten in Gottes Namen beweisen wollen. Diese Konflikte benutzen die Religion als Mittel und beleidigen das grund­legende Recht des Menschen zum Leben und zur Sicherheit.”3 I. Gebietsverlust der religiösen Tradition in der zivilisierten Welt Das Verhältnis von Religion und Politik ist im Zusammenhang der einzelnen Erdteile äusserst unterschiedlich. Die gesellschaftlichen Veränderungen der letzten Jahre, das heisst die Globalisation hat in der Gesellschaft Ungleichhei­ten hervorgerufen, und die internationalen Vorgänge der Wirtschaft haben auf der Ebene von Nationen und Gemeinschaften bedeutende Umwandlungen zur Folge gehabt.4 Papst Franziskus hat die Widersprüche der Entwicklung unzählige Male zur Sprache gebracht, die oft die von ihrer Heimat fern Lebenden am meisten heim­suchen: „Leider können wir, während wir die Entwicklung zu einer besseren Welt anregen, nicht schweigen über den Skandal der Armut in ihren verschie­denen Dimensionen. Gewalt, Ausbeutung, Diskriminierung, Ausgrenzung und Einschränkungen der Grundfreiheiten sowohl von Einzelnen als auch von Ge­meinschaften sind einige der Hauptelemente der Armut, die überwunden werden müssen. Vielmals kennzeichnen gerade diese Aspekte die Migrationsbewegun­gen und verbinden Migration mit Armut. Auf der Flucht vor Situationen des Elends oder der Verfolgung, um bessere Aussichten zu finden oder mit dem Le­ben davonzukommen begeben sich Millionen von Menschen auf Wanderung, und während sie auf die Erfüllung ihrer Erwartungen hoffen, stoßen sie häufig auf Misstrauen, Verschlossenheit und Ausschließung und werden von anderen, oft noch schwereren Formen des Unglücks getroffen, die ihre Menschenwürde 3 Vgl. http://magyarkurir.hu/hirek/a-vallasok-kozotti-parbeszed-merlege-es-tavlatai. 4 Hans Maier ( 1931 —) em. Professor für Politische Wissenschaft an der Universität München stellt eine zum Nachdenken anregende Frage über eine mögliche westliche Kultur ohne Chris­tentum und über ihre Gesellschaft. Vgl. Maier, H., Welt ohne Christentum - was wäre anders?, Freiburg 2009.

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