Folia Theologica et Canonica 2. 24/16 (2013)

SACRA THEOLOGIA - Imre Kocsis, Die christologische Interpretation von Gen 2,7 in 1 Kor I5,44b-49

DIE CHRISTOLOGISCHE INTERPRETATION VON GEN 2,7 IN 1 KOR 15.44B-49 19 bzw. gnostisierende Adam-Anthropos-Spekulationen, die lange Zeit als bevor­zugte Analogie herangezogen wurden und nicht als System, sondern nur frag­mentarisch erhalten sind, gelten heute eher als Weiterentwicklung der bei Philo greifbaren Tradition oder gehen vom paulinischen Text aus, vor allem in den Nag Hammadi Texten.”32 b) Andere Exegeten rechnen mit einem Einfluss der Lehre von Philo von Alexandrien.33 Er unterscheidet nämlich zwei Menschenarten, den himmli­schen und den irdischen Menchen: 8mà àvGpcbttcov ysvTy ó gèv yáp èaxtv oùpâvioç Ôtv0pco7toç, ô 8è yfitvoç. Die Existenz dieser zwei Menschenarten entleitet Philo aus dem doppelten Bericht der Schöpfung des Menschen im Buch Genesis. In Gen 1,26 handelt es sich nach Philo um die Erschaffung des idealen, himmlischen Menschen, der nach dem Abbild Gottes unsterblich und ohne Geschlechtigkeit gebildet wurde. In Gen 2,7 wird dagegen das Schaffen des irdischen Menschen beschrieben, der aus der Erde geformt wurde und nach dem Geschlecht differenziert ist. Für Philo ist der ideale Mensch der erste, während der irdische Mensch später kommt. Es ist nicht zu leugnen, dass die Auffassung von Philo und die von Paulus in mehreren Punkten gleichen. „Übereinstimmung mit Paulus besteht im Gegen­über zweier Anthropoi, in der Anknüpfung an Gen 2,7 und vor allem in der Charakterisierung der ihnen zugehörigen Menschen, freilich in umgekehrter ontologischer und bzw. heilsgeschichtlicher Zuordnung und Reihenfolge.”34 Aber man muss anerkennen, dass die phiionische Auslegung der Schöpfungs­geschichten nicht ganz konsequent und einheitlich ist.35 Auch die Unterschiede dürfen nicht verschwiegen werden, die zwischen der Lehre von Philo und der von Paulus zu festzustellen sind. Die Umkehr des zeitlichen Nacheinanders wurde schon erwähnt. Darüber hinaus ist es auch bedeutsam, dass Paulus allein auf Grund von Gen 2,7 die Opposition der zwei Menschenarten errichtet (Gen 1,26 bzw. der erste Schöpfungsbericht wird nicht betrachtet). Der himmlische Mensch ist für ihn keine zeitlose Idealfigur, sondern ein historisches Indivi­Schrage, W., Der erste Brief an die Korinther IV, 213-214. Jervell, J., Imago Dei. Gen l,26f. im Spätjudentum, in der Gnosis und in den paulinischen Briefen, Göttingen 1960. 257-271. Pearson, B. A., The Pneumatikos-Psychikos Terminology in 1 Corinthians, Missoula 1973, 16-20. Selun, G., Der Streit um die Auferstehung der Toten, 95-175. Verbung, W., Endzeit und Entschlafene. Syntaktisch-sigmatische, semantische und pragmatische Analyse von IKor 15, Würzburg 1996,199-203. Merklein, H. -Gielen, M., Der erste Brief an die Korinther. Kapitel 11,2-16,24 (ÖTBK NT 7/3), Gütersloh 2005. 362-368. Nordgaard, S., Paul's Appropriation of Philo’s Theory of „two Men" in 1 Corinthians 15.45- 49, in NTS 57 (2011) 348-365. Schräge, W., Der erste Brief an die Korinther IV, 275. Vgl. Teani, M, Corporeità e risurrezione, 243. Schräge, W., Der erste Brief an die Korinther IV, 274 (Anmerkung 1350).

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