Folia Theologica et Canonica 2. 24/16 (2013)

SACRA THEOLOGIA - Imre Kocsis, Die christologische Interpretation von Gen 2,7 in 1 Kor I5,44b-49

18 IMRE KOCSIS 3. Der Hinweis auf Gen 2,7a in 1 Kor 15,47 Nach einer Präzisierung über die zeitliche Reihenfolge von \|/uxikóv und rcveu- liQTiKÓv (V. 46),28 kehrt Paulus zu Gen 2,7 in V. 47 zurück. Damit möchte er den Ursprung des ersten Menschen beschreiben: er wurde von der Erde (sk yf)ç) genommen und geformt. Aber das Verb eirXctaev (LXX) fehlt in unserem Vers, denn dieser will in erster Linie nicht die Geschaffenheit betonen (sie ist natürlich im Hintergrund), sondern den Herkunftsbereich. Das Adjektiv xoïkoç kommt in der Septuaginta nicht vor und befindet sich im Neuen Testament nur in dieser Perikope.29 * Entsprechend der Adam-Christus-Typologie schließt Paulus wiederum den Teil über den zweiten Adam an. Christus wird aber hier nicht „letzter Adam”, wie in V. 45, sondern „der zweite Mensch” (o Ssùxspoç âvGpcottoç) genannt: er ist „von Himmel” (él; oùpotvoü). Diese Ausdrücke sind eigenartig und gaben Anlass zu den verschiedensten Spekulationen über ihren Ursprung und ihre Bedeutung. Bis zum heutigen Tag meinen viele Exegeten, hier den Einfuss zeitgenössischer Vorstellungen zu sehen, die auch den ganzen Adam-Christus- Vergleich in VV. 44b^49 klar machen würden. „Besonders hat man in dem gnostischen Anthropos, dem phiionischen »himmlischen Menschen«, dem jü­disch-apokalyptischen Menschensohn und dem synoptischen Menschensohn religionsgeschichtliche Voraussetzungen zur Christologie unseres Kapitels ge­sucht”.'0 Wir können einen kurzen Blick auf die Erklärungsversuche werfen: a) R. Reitzenstein und viele andere Gelehrte (besonders R. Bultmann und seine Nachfolger) meinten, dass hinter der behandelten Perikope (15,44b^f9) gnostische Urmensch-Spekulationen stehen würden, in denen zwei „Men­schen” - ein himmlischer und ein irdischer - einander antithetisch gegenüber­gestellt sind.31 Solche auf Gnosis rekurrierenden Erklärungsmodelle kann man als überholt bezeichnen. Heute wird allgemein angenommen, dass es in der Zeit von Paulus keinen ausgearbeiteten Urmensch-Mythos gab. „Gnostische 28 Die Formulierung in V. 46 ist etwas eigenartig. Die einführende Form àXk’ où ttpcotov rò rcveu- HariKÓv scheint polemisch zu klingen. Es ist möglich, dass Paulus mit diesem Satz auch die Absicht hatte, die falschen Vorstellungen in Korinth bezüglich der zeitlichen Folge zwischen „Psychischem” und „Pneumatischem” zu korrigieren. Zu einer ausführlichen Besprechung der Frage vgl. Teani, M., Corporeità e risurrezione, 255-259. 29 Vgl. Schweizer, E., Art. xoïkoç, in ThWNTXX, 466-468. 3(1 Sandelin, K.-G., Die Auseinandersetzung mit der Weisheit in in 1 Kor 15, 91. 31 Vgl. Reitzenstein, R., Die hellenistischen Mysterienreligionen nach ihren Grundgedanken und Wirkungen, Leipzig-Berlin 1910. 348-349. Käsemann, E., Leib und Leib Christi. Eine Unter­suchung zur paulinischen Begrifflichkeit, Tübingen 1933. 163-168. Bultmann, R., Theologie des Neuen Testaments, Tübingen 51965 (1953). 169-170. 177. Brandenburger, E., Adam und Christus, 73-109.

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