Folia Theologica et Canonica 2. 24/16 (2013)

SACRA THEOLOGIA - Zoltán Rokay, Die „Religionsphilosophie” Johann-Gottlieb Fichtes. Ihre Hintergründe und ihre Aktualität

118 ZOLTÁN ROKAY Fichte geht davon aus, dass der Begriff der Offenbarung a-priori gegeben sein soll78 samt seiner Kriterien. Ihrer Form nach zählt Fichte die folgenden Kriterien auf: 1. Das moralische Bedürfnis: „Eine Offenbarung von der dies gezeigt wer­den kann, kann von Gott sein; eine, wo das Gegenteil gezeigt werden kann, ist sicher nicht von Gott.”79 2. „Gott soll Ursache der Wirkung sein, durch welche die Offenbarung ge­schieht. Alles aber, was unmoralisch ist, widerspricht dem Begriffe von Gott. Jede Offenbarung also, die sich durch unmoralische Mittel angekün­digt, behauptet, fortgepflanzt hat, ist sicher nicht von Gott.”80 3. „Diejenige Offenbarung - die sich keiner andern, als moralischer Mittel zu ihrer Ankündigung und Behauptung bedient hat, kann von Gott sein.”81 4. „Jede Offenbarung - muss uns Gott als moralischen Gesetzgeber ankündi­gen. und vor derjenigen, deren Zweck das ist, können wir aus moralischen Gründen glauben, dass sie von Gott sei.”82 5. „Jede Offenbarung - die uns durch andere Motive, z.B. durch angedrohte Strafen, oder versprochene Belohnungen, zum Gehorsam bewegen will, kann nicht von Gott sein, denn dergleichen Motive widersprechen der reinen Moralität.”83 Wenn man dieses Stück aufmerksam liest, erkennt man nicht nur das Motiv des „a-priori” der Kritik der reinen Vernunft, sondern auch Kants Lehre von der autonomen und heteronomen Moral. Kein Wunder, dass einige gedacht haben, die Offenbarungsschrift sei die von Kant erwartete Religionsphilosophie.84 Des weiteren systematisiert Fichte - wiederum ganz im Sinne der Kritik der reinen Vernunft - die Kriterien der göttlichen Natur der Offenbarung - nach den Kategorien: 1. Qualität: Offenbarung kann nichts anderes beinhalten, als was die Ver­nunft, das „moralische Imperativ” beinhaltet, und kann durch keine Mittel bewirkt werden, welche dem Begriffe einer göttlichen Kausalität wider­sprechen. 2. Quantität: Eine göttliche Offenbarung darf und kann nichts mehr zum Inhalt haben, als „der moralische Imperativ”. Es sollen Menschen mit dem Bedürfnis einer Offenbarung nachgewiesen werden. 78 GAI, 1.43. 79 Ebd. 75. 80 Ebd. 81 Ebd. 76. 82 Ebd. 76f. 83 Ebd. 77. 84 Vgl. Kant, I., Kritik der praktischen Vernunft (Kant - Werke 6), Darmstadt 1968. 144 (8.§).

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