Folia Theologica et Canonica 2. 24/16 (2013)

SACRA THEOLOGIA - Zoltán Rokay, Die „Religionsphilosophie” Johann-Gottlieb Fichtes. Ihre Hintergründe und ihre Aktualität

DIE „RELIGIONSPHILOSOPHIE” JOHANN-GOTTLIEB FICHTES 119 3. Relation: Die Offenbarung soll auf Zweck bezogen werden; es ist nur eine solche Offenbarung anzunehmen, welche die Moralität befördert. 4. Modalität: Offenbarung wird in ihrem Begriffe bloß als möglich ange­nommen; sie kann diesem Begriffe nichts hinzutun.85 „Möglichkeit” kann sowohl als Gegensatz zur „Wirklichkeit”, als auch zur „Notwendigkeit” verstanden werden. Da Fichte im Laufe der Entwicklung seiner Wissenschaftslehre alles aus dem Ich ableitet, ist man geneigt das erstere anzunehmen. Aus dem oben aufgestellten zieht Fichte den Schluss - als grundlegendes Kriterium für die Göttlichkeit der Offenbarung: „Nur eine solche Offenbarung kann göttlichen Ursprungs sein, die einen anthropo- morphisierten Gott nicht als objektiv, sondern bloss für subjektiv gültig gibt.”86 Das Endergebnis der „Betrachtungen” und Prämissen von Fichte lautet: „Die Idee von Gott, als Gesetzgeber durchs Moralgesetz in uns gründet sich auf eine Entäusserung des unsrigen, auf Übertragung eines Subjektiven in ein Wesen ausser uns, und diese Entäusserung ist das eigentliche Prinzip der Religion, insofern sie zur Willensbestimmung gebraucht werden soll.”87 Das entspricht aber der „Projektion” im Sinne von Feuerbach. Kant hat die Schrift von Fichte zur Drucklegung empfohlen, und wollte nichts von „Ände­rungen” zugunsten der Zensur seitens Fichte hören. Kant akzeptiert zwar die „Analogie” in der Sache der Religion,88 Fichte aber weiß nur von einem Anthropomorphismus. Damit haben wir schon die fertige Gotteslehre Fichtes, welche sich bis zum „Über den Grund unseres Glaubens an eine göttliche Weltregierung” wesentlich nicht geändert hat. Insofern treffen die Informatio­nen von Schelling nicht zu, wenn er behauptet: „Herr Fichte hatte seine ganze Philosophie zu Stande gebracht und vielfach dar­gestellt, ohne dass er nötig gefunden habe, von Gott oder den göttlichen Dingen 85 GAI, 1.98. 86 Ebd. 94. 87 Ebd. 33. 88 Vgl. Kant, I.. Kritik der reinen Vernunft, 548, 646. Was die Projektion betrifft, vgl. Verwey- ens, H-J., Einleitung zur Ojfenbarungsschrift Fichtes, XXV. 1983. - Stadler, Ch., Der neue Gottesgedanke Fichtes, in Theologie und Philosophie 31 (4/1979) 498; bemerkt dazu gutmütig: (Fichte) „war (...) viel zu stark vom Christentum geprägt, selber viel zu religiös, als dass ihm der radikale Schritt Feuerbachs in den Sinn gekommen wäre.” - Weniger gutmütig könnte man fragen: „Welches Christentum, welche Religion?”

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