Folia Theologica et Canonica 2. 24/16 (2013)
SACRA THEOLOGIA - Zoltán Rokay, Die „Religionsphilosophie” Johann-Gottlieb Fichtes. Ihre Hintergründe und ihre Aktualität
DIE „RELIGIONSPHILOSOPHIE'’ JOHANN-GOTTLIEB FICHTES 1 17 „Gott hat die Zeit der Unwissenheit übersehen, er hat bisher die Menschen der unsicheren Leitung ihrer eigenen Vernunft überlassen, nun aber gebaut er allen Menschen an allen Enden Busse zu tun; nun aber gibt er allen die Mittel an die Hand durch die Religion Jesu ihre ganze Denkungsart zu ändern, er hält jedermann für den Glauben, oder die Religion Jesu, nachdem seit der Zeit, von dem Zeitpunkt an, als er ihn auferweckt hat von den Toten.”74 Die Verbesserung des Menschen ist nicht bloss eine von den Merkmalen des Christentums, sie ist das Wesen desselben: „Dieses wahre Christentum besteht in einer gänzlichen Verbesserung und Umänderung unserer ganzen Denkungsart; in innerer, tätiger Überzeugung von den Lehren des Christentums, und in den Empfindungen des Herzens, die diese Überzeugung von uns fordert, welches ohne einen dieser Lehre würdigen Wandel unmöglich ist.”75 Kein Zweifel, dass die Erlösungstat Christi eine Veränderung des Herzens fordert, dass Christus unser Lehrer ist; aber er bewirkt auch die Änderung des Herzens. Auf welche Weise? Weil Fichte die Theologie der Erlösung eigentlich nicht entwickelt, und genauso keine Sakramentenlehre, bleibt er eigentlich in der Denkweise der Aufklärung befangen, welche im Christus und im Christentum, in der Kirche einen Lehrer, aber weniger den göttlichen Erlöser und das „Magnum Sacramentum Salutis” erkennt. V. Der „Versuch einer Kritik aller Offenbarung” (1791—1792)76 So wie die Intention der „Absichten des Todes Jesu” war, sich zu zeigen wie Fichte ist, so will sich Fichte mit dem „Versuch (...)” - im weiteren: Offenbarungsschrift - Kant vorstellen. Das haben auch die Leser gemerkt zu denen die Exemplare ohne den Namen des Verfassers gelangten.77 Die aufklärerische Neigung nimmt hier die Gestalt der Offenbarungskritik im Sinne von Spino- za/Lessing an, und wird im Sinne der Kritik der reinen Vernunft von Kant formuliert. Aus der Intention Fichtes, sich bei Kant vorzustellen, ergibt sich der Stil und Inhalt der Schrift, und der Unterschied zu den „Absichten” womit sich Fichte vor einem offiziellen (evangelischen) kirchlichen Forum vorstellen wollte. 74 Ebd. 75 Ebd. 94. 76 Die Umstände der Entstehung des Werkes erzählt vgl. Rokay, Z., Die Quellen der frühen Religionsphilosophie Johann Gottlieb Fichtes, Budapest 2001. 132-137. 77 Vgl. ebd. 135.