Folia Theologica et Canonica 1. 23/15 (2012)

SACRA THEOLOGIA - Géza Kuminetz, Die Tugend des Gehorsams als Grundlage des klerischen das Heißt des kanonischen Gehorsams

36 GÉZA KUMINETZ 3. Die Erziehung zum Gehorsam a. Im Allgemeinen Der Mensch nimmt seine Freiheit und Würde nicht automatisch und notwen­digerweise richtig in Besitz, sondern durch die beharrliche Bearbeitung der Tu­genden beziehungsweise durch die Erziehung zu den Tugenden und durch Selbsterziehung. Zu diesen müssen wir auch die Bekämpfung der Sünden zählen. An dem Erfolg von diesen beiden liegt die Erziehung der Seele und die Charak­terbildung, weil die letztere in erster Linie die Hindernisse aufhebt, während die frühere eher dem Bau dient.46 Die Schule des Gehorsams bedeutet auch die Schule der Selbstgeltendma­chung, sie ist ein großer und mühseliger Lernprozess, mit dessen Hilfe die un­richtige Selbstliebe abgebaut und durch die richtigen Selbstliebe abgelöst wird.47 Der heilige Benedikt schreibt bezüglich der Demut folgendes (seine Worte können sich jedoch auch auf den Gehorsam beziehen): „ Die erste Stufe der Demut verlangt, uns - unter anderem - vor der Sünde des Eigenwillens zu hüten, vor dessen Folge auch die Heilige Schrift warnt: Von deinem Willen wende dich ab, und bitte den Herrn betend, damit sein Wille in dir sei. Bei der zweiten Stufe der Demut erfüllen wir den Wunsch unseres Eigenwillens nicht nur darum nicht, weil der Befehl so lautet, und wir notgezwungen gehorchen sollen, sondern wir lieben uns selbst nicht mehr, und deshalb verlangen wir nicht mehr, sein Begehren zu erfüllen. (...) Das bedeutet nicht das Schwächen des Willens, wir können also die Lehre der modernen Askese und Pädagogie über die Erziehung des Willens bewähren. Das dient sogar zur Stärkung der im edleren Sinne genommenen Willenswelt, denn in die Stelle des ertöteten Ichs tritt Gott, und in die Stelle der Velleität, der schwachen und kraftlosen Starr­köpfigkeit des Eigenwillens tritt das göttliche Voluntas, diese einzige und herrliche Macht, deren Wort Fiat und die Folge Factum est ist“.48 Ebenfalls der heilige Benedikt beschreibt die zwölf Stufen des Stolzes, aus denen sich gleich­falls herausstellt, auf welcher Stufe des Gehorsams wir sind (die letzte Stufe zeigt den größten Ungehorsam): die Neugierde, die Leichtsinnigkeit, die eitle Freude, die Protzigkeit, die Absonderlichkeit, der Hochmut, das Eingebildet sein, die Beschönigung der Sünden, die falsche Beichte, die Empörung, die freie Sündigung und schließlich die Gewöhnung an die Sünden.49 46 Vgl. Szunyogh, F. X., Szent Benedek világnézete [ Die Weltanschauung vom heiligen Bene­dikt], in Religio 88 (1929) 20. 47 Wir müssen dir richtige Selbstliebe auch darum zu erwerben, weil sie der Mass der anderen Lie- bensarten ist, „Wir könnten sogar Gott selbst nicht lieben, wenn er nicht unser Gut wäre“. Vgl. Schütz, B., Az alázatosság lényege [Wesen der Demut], in Religio 84 (1925) 123. 48 Vgl. Szunyogh, F.X., Szent Benedek világnézete, 23. 49 Vgl. Szunyogh, F.X., Szent Benedek világnézete , 24. Die zwei Stufen der Demut ebenfalls nach dem heiligen Benedikt: 1. das bussfertige Herz; die Gottesfurcht und die Furcht vor Gottes

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