Folia Theologica et Canonica 1. 23/15 (2012)

SACRA THEOLOGIA - Géza Kuminetz, Die Tugend des Gehorsams als Grundlage des klerischen das Heißt des kanonischen Gehorsams

DIE TUGEND DES GEHORSAMS ALS GRUNDLAGE DES KLERISCHEN... 27 Gehorsam steht also unvermeidlich mit der Autorität in Verbindung,20 die nach der katholischen Auffassung kein Gegner sondern ein Freund des Menschen ist. Sie ist ein notwendiger Begleiter von uns im großen Kampf des Menschen, reif zu werden. Zur gleichen Zeit kann die Autorität nicht alles befehlen, nur das, was der menschlichen Natur nicht entgegengesetzt ist. Und eben das wird durch die moralische Ordnung und die sogenannte Lehre des Naturrechtes umschrieben, was nämlich der Natur des Menschen nicht widerspricht. Jede le­gitime Autorität ist Aufseher und Durchsetzer von diesen zwei normativen Ordnungen, und darum in einem bestimmten Sinne Stellvertreter Gottes.21 Man kann dem Wert, Gott folgen, und daraus wird Freiheit sein, aber man kann auch der Sünde folgen, und daraus wird Knechtschaft sein.22 Man kann auch aus Furcht, Unterwürfigkeit, Interesse oder Heuchelei gehorchen, was gleichfalls die Knechtschaft zur Folge hat. Die Tugend des Gehorsams reift jedoch in der Seele des Menschen und wird zu seinem ständigen und entsprechend festen Teil nicht von einem Tag auf den anderen. Auch hier gibt es Anfänger, Fortgeschrittene und Reife. Die Anfänger müssen sich vor allem fertig und bereit machen, die gesetzmäßigen Vorschrif­ten mindestens äußerlich einzuhalten, und alles zu tun, worum sie gebeten wer­den. Und die Fortgeschrittenen sollen sich Mühe geben, in die Gesinnung des Gehorsams einzudringen, das heißt, „sie dürfen sich nicht begnügen, nur äußer­lich zu gehorchen, sondern sie sollen sich bemühen, ihren Willen auch inner­20 Es ergibt sich aus dem Wesen der Autorität, dass sie leitet, formt, erhöht, erzieht, erreichen, und das Mittel dazu ist das Befehlen (Hier verstehen wir das Wort Befehlen im weitesten Sinne, es enthält also auch die einfache Bitte und den Ratschlag), und dessen System ist das Recht und die moralische Ordnung, die Ordnung der Disziplin. Die christliche Weltanschauung und die Erzie­hungslehre von christlicher Inspiration „sah im Gehorsam schon immer ein moralisch wertvol­les Verhalten. Die christlichen Philosophen unterscheiden die Autorität und den durch sie ver­langten Gehorsam von dem logischen Einsehen der absoluten Notwendigkeit eines moralischen Gesetzes, sowie vom bloßen Servilismus, von der aus Prestige und Schwachheit stammenden Unselbstständigkeit und vom Rückhaltsuchen. Im ersten Fall handelt es sich nicht um Autorität und Gehorsam (das Gute muss getan werden: das ist ein logischerweise analysierendes Urteil), im letzten Fall fehlt jedoch die Vernünftigkeit des Gehorsams und so auch sein ethischer Cha­rakter. Die wahre Autorität besteht in der Vereinigung der absoluten Gültigkeit des moralischen Befehls mit dem konkreten Gebieter (ein Grenzfall ist es, wenn sich die absolute Gültigkeit und die Vollständigkeit des Daseins vollkommen bedecken: Gott). Daher kommt, dass in der christ­lichen Erziehungslehre der unmittelbare Gehorsam eine dem Gott und der indirekte Gehorsam seinen Stellvertretern zukommende Verhaltensform (Eltern, Staat) ist. In Gott sind nämlich die ethischen Prinzipien von absolutem Wert mit seiner konkreten Lebenswirklichkeit vollkommen einig; bei den Stellvertretern kommt jedoch die innere Vernünftigkeit und Richtigkeit des Be­fehls und dessen Einsehen sowie die freie Befolgung in den Vordergrund“. Vgl. Várkonyi, H., Engedelmesség [Gehorsam], in Fináczy, E. - Kornis, GY. - Kemény, F. (red.), Magyar Peda­gógiai Lexikon [Ungarisches Pädagogisches Lexikon], I. Budapest 1933. 481. 21 Bis eindeutig wird, dass der sonst gesetzliche Besitzer der Macht dem Bösen seine Seele ver­kauft hat. 22 Vgl. Gatti, G„ Ubbidienza, 1183.

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