Folia Theologica et Canonica 1. 23/15 (2012)
SACRA THEOLOGIA - Géza Kuminetz, Die Tugend des Gehorsams als Grundlage des klerischen das Heißt des kanonischen Gehorsams
28 GÉZA KUMINETZ lieh zu unterwerfen, und nicht nur bei den für sie angenehmen Sachen sondern auch bei den unangenehmen; sie sollen das großmütig, ohne Klagen, sogar mit Freude machen, damit sie sich ihren Vorbild auch auf solche Weise ähnlicher werden können. Sie sollen hauptsächlich das , Drehen Verfahren1 meiden, mit dem manche den Willen der Vorgesetzten so leiten, dass sie wollen, was die Vorgesetzten wollen. Denn, wie der heilige Bernhard bemerkt, wenn du etwas wünscht, und offen oder verhüllt erreichst, dass es dir von deinem Beichtvater befohlen wird, glaube nicht, dass du darin gehorchst: du betrügst dich bloß. Denn nicht du bist es, der dem Vorgesetzten gehorcht, sondern er gehorcht dir“.23 Und wer in der Ausübung dieser Tugend reif genug ist, tut mit gehorsamer Gesinnung nicht nur das, was der Vorgesetzte verlangt, sondern seine Mentalität ablauschend denken und fühlen sie sozusagen mit ihm zusammen, und sie führen die Anordnung auch im Geiste aus, wie sie vom Vorgesetzten erteilt wurde. Die alten, großen Moralisten legten bezüglich des Gehorsams drei Grundprinzipien fest:24 Prinzip I: Der Gehorsam ist eine viel ausgezeichnetere und lobenswertere Tugend - die Tugend der Religiosität ausgenommen - als die anderen moralischen Tugenden. Um dies zu begründen, hat man folgend argumentiert: der Gehorsam ist eine Tugend, die in der Seele den Samen der anderen Tugenden sät, beziehungsweise die schon Gesäten aufbewahrt. Diese Tugend veranlasst einen alle tugendhaften Taten durchzuführen, die befohlen sind. Es wird gleichzeitig bemerkt, dass dem Ausgezeichnet Sein des Gehorsams die Behauptung nicht widerspricht, nach der diese Tugend nicht wichtiger ist als die anderen Tugenden. Prinzip II: Ein jeder ist verpflichtet, dem einzigen wahren Gott in alles Gehorsam zu leisten, und auf ähnliche Weise auch den gesetzlichen Vorgesetzten, in all das, was Gottes Willen nicht entgegengesetzt ist. Prinzip III: Der Gehorsam hat drei Stufen, entsprechend den Anfängern, den Fortgeschrittenen und den Vollkommenen. Auf der ersten Stufe „(muss) der Befehl nur zur bestimmten Zeit und auf eine bestimmte Weise in Taten erfüllt werden. Und zwar der Gehorsam scheint umso genauer zu sein, je entgegenkommender man in der Durchführung des ausgedrückten Befehls ist, auffassend trotzdem den Willen des Vorgesetzten. (...) Solcher äußere Gehorsam ist jedoch des Namens Tugend bei weitem nicht würdig, wenn nur das Unterwerfen des Willens nicht vorhanden ist. Eine höhere, d. h. zweite Stufe des Gehorsams ist es, wenn wir dem Vorgesetzten nicht nur durch die Erfüllung der Tat, sondern auch durch das Unterwerfen des Willens gehorchen, oder wenn 23 Vgl. Tanquerey, A., A tökéletes élet. Aszkétika és misztika, II. 678. 24 Vgl. Müller, E., Katholikus erkölcstan [Katholische Sittenlehre], II. Budapest 1877. 324-329.