Folia Theologica et Canonica 1. 23/15 (2012)

SACRA THEOLOGIA - Géza Kuminetz, Die Tugend des Gehorsams als Grundlage des klerischen das Heißt des kanonischen Gehorsams

24 GÉZA KUMINETZ hinweist: ob-audire, auf die Gute Nachricht aufpassen, ihr zuhören. Danach müssen wir sie gründlich überlegen, darüber nachdenken, damit wir dasselbe verstehen und fühlen, was auch die uns unterrichtende Person verstanden und gefühlt hat. Und nachher müssen wir zulassen, dass diese wahre Kenntnis als eine Art Sauersteig in unsere Seele den Weg finden kann, um sie immer mehr durchzudringen und umzugestalten. Diesen Gesichtspunkt betont auch das un­garische Wort für den Gehorsam: engedelmesség [Der Wortstamm dieses unga­rischen Wortes bedeutet: erlauben, lassen - Bemerkung des Übersetzers]. Wir müssen uns zulassen und erlauben, dass etwas sich um uns herum, in uns oder unter unserer Mitwirkung ereignet. Das ist eine Art Unterwerfung dem Größe­ren, deshalb auch mit der Gerechtigkeit verwandt. Die erkannte, anerkannte und gehorsam gediente Wahrheit ermahnt uns anschließend auch zur Disziplin und Mäßigung, so wird sie zum Entwickler der Tugend der Mäßigung. Letzten Endes wird der Gehorsam durch eine Art Identifizierung, durch das Eins wer­den mit dem Wert vollständig sein. Und diese Eigenschaft steigert in uns die Tapferkeit, weil unsere Überzeugung, unser Glaube ihre Grundlage bildet. Aber wozu und wem sollen wir doch nachlassen, damit auch wir liebe Söhne und Töchter vor Gott und den Menschen werden können? Wir müssen uns ein­fach nur lassen, von den wahren Autoritäten erhöht und erhoben zu werden, ihre Leitung annehmend und vertrauend, dass sie uns das Ideal aufzeigen und uns ihnen auch ähnlich machen. Die wahre Autorität verbindet uns nämlich mit der Wahrheit als einem zu befolgenden Wert. Und es ist nur die wahre Autori­tät, die uns mit dem Wert verbindet. Sie setzt also den Glauben und das Ver­trauen auf die Autorität voraus, das durch das moralische Gewicht des Subjekts der Autorität nur weiter verstärkt ist. Wer und was kann für uns eine Autorität sein? Der Zeitordnung nach kommt zuerst vielleicht der Befehl des gesetzlichen Vorgesetzten (Eltern, Vorgesetzten der öffentlichen Macht, religiöse Autorität), die uns das Wort des Gesetzes und sein zuerst mindestens äußeres Einhalten lehren.14 Wie diese Kenntnis ins un­sere Bewusstsein eingebaut wird, so wird für uns das Wort des Gewissens, das bereits in den Herzen geschriebene Wort des Gesetzes zur Autorität sein. Eben­falls kann für uns die erkannte und anerkannte Wahrheit, ein Prinzip, eine in­nere Eingebung ( intuition), ein Verlangen, Erahnen, eine Idee, die Erfüllung 14 Eine Grundfunktion der Autorität ist es, das sie einen in Zucht hält und diszipliniert macht. Nach Kamill Borbély OSB gibt es fünf Sorten von diesen disziplinierenden Kräften: ,,a) even­tuell das bessere Ich des Menschen, wenn er zum Beispiel nach den Prinzipien der Vernunft- mässigkeit vorgeht. Es kann aber zum Beispiel auch b) die Gesellschaftsform, c) eine Person oder Behörde, die wegen ihrer Stelle, ihres Wissens usw. als gebieterisch erkannt sind, oder d) auf dem höchsten Grade die über alles stehende göttliche Autorität“. Vgl. Borbély, K., A ke­resztény életalaktiás elmélete [Die Theorie der christlichen Lebensgestaltung], Pannonhalma 2009. 171.

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