Folia Theologica et Canonica 1. 23/15 (2012)
SACRA THEOLOGIA - Géza Kuminetz, Die Tugend des Gehorsams als Grundlage des klerischen das Heißt des kanonischen Gehorsams
DIE TUGEND DES GEHORSAMS ALS GRUNDLAGE DES KLERISCHEN... 23 Die Tugend des Gehorsams ist jedoch weder unter den theologischen Tugenden noch unter den sogenannten Kardinaltugenden zu finden, trotzdem werden sie in einem bestimmten Sinne durch den Gehorsam überholt, begleitet und erfüllt.“ Sie ist auch ein großer Diener und Anreger der Tugend der Liebe selbst, ein sicherer Bote ihrer Anwesenheit.10 11 12 Der Gehorsam steht auch mit unserer Freiheit in engem Zusammenhang. Das lässt vielleicht auch schon der Tatsache ahnen, dass der Fall von Adam und mit ihm des menschlichen Geschlechts eigentlich durch sein Ungehorsam, das heißt durch seine unordentliche Sehnsucht nach Freiheit verursacht wurde und wird, denn er wollte und will sich selbst Gesetze geben, nicht anerkennend den Gesetzgeber seines Daseins: den einzigen wahren Gott. Obwohl der Gehorsam, wie wir schon unterstrichen haben, äußerst wichtig ist, spricht Gottes Volk von ihm in unseren Tagen trotzdem verhältnismäßig wenig, es scheint sogar so, als ob diese Gesinnung schon endgültig der Vergangenheit angehören würde, man muss ja heute evangelisieren, den Glauben verbreiten, etwas Große für Gott tun. Hinter diesen Losungen findet man aber nur selten ein wahres Gottgegeben sein, es gibt da viel mehr Stolz, was offensichtlich macht und enthüllt, dass die Betonung an unseren Ideen, an unserer apostolischen Fähigkeit liegt. Eine echte Freiheit gibt es nur dort und sie bleibt ausschließlich da, wo die Tugend und Gesinnung des Gehorsams bewahrt sind, denn nicht wir sind es, die die Grundregeln des Lebens schaffen, wir erkennen sie bloß, und wir müssen uns mit ihnen frei verbinden, soll das auch Opfer mitbringen. Und das ist das Werk des Gehorsams.13 Der aufmerksame Mensch sieht auch klar, dass das Evangelium nur dann verkündigt werden kann, wenn wir sein Inhalt ausführlich kennen, das heißt wenn wir die Wahrheit in entsprechendem Masse in Besitz genommen hatten. Dazu braucht man auch eine gesetzliche Ermächtigung, denn, fall sie nicht vorhanden ist, wie können wir beweisen, dass wir wirklich das eine und einzige Evangelium verkündigen? Viele treten nämlich unter dem Schleier der Autorität von Christus auf, sie verkünden jedoch nicht die Wahrheit, oder nicht die vollkommene Wahrheit. Um die Wahrheit in Besitz nehmen zu können, müssen wir Christus und seiner Kirche aufmerksam zuhören, wie auch der lateinische Name des Gehorsams 10 Nach den Prinzipien von ubi societas, ibi ius, - ibi ius, ubi autoritás, - ubi autoritás, ibi praeceptum. 11 Von den Tugenden ausführlicher siehe: Kuminetz, G., A krisztushívők reménye és megvalósításának garanciái: az erények és hősies gyakorlásuk [Die Hoffnung der Christgläubigen und Garantien ihrer Verwirklichung: die Tugenden und ihre heldenhafte Ausübung], in Teológia 42 (2008) 141-176; besonders 153-163. 12 Natürlich nur die Tugend des wahren Gehorsams ist ein Bote und ein Zeichen der Liebe, und nicht die Knechtseeligkeit, das schmeichelnde und heuchlerische Verhalten. 13 Das Werk des richtigen Gehorsams und des richtigen Befehlens.