Folia Theologica et Canonica 1. 23/15 (2012)

SACRA THEOLOGIA - Zoltán Rokay, Leo Scheffczyk und die Tübinger Schule

LEO SCHEFFCZYK UND DIE TÜBINGER SCHULE 105 3. Die Katholische Kirche Wenn sich Staudenmaier die Erschliessung des „Ganzen“, und der Entfaltung der Offenbarung zum Ziel gesetzt hat, so ist es verständlich, dass sein Denken nicht einfach in die Ekklesiologie und speziell die Darlegung des Katholischen „mündet“, sondern es auch mitvollziehend voraussetzt. Wenn auch sich eher an die Heilige Schrift und auf Irenaus als auf die Gedanken von Hegel stützend be­hauptet er: „Von dem Momente der Einheit gehen wir über zum Momente und zum Charakter der Allgemeinheit (Katholizität): die christliche Kirche ist eine allgemeine d. h. katholische Kirche (...) Es gibt aber vor allem den Begriff der Allgemeinheit, d. h. der Katholizität richtig zu fassen. Hier nun ist der Haupt­gedanke der: dass die Kirche, in der sich die christliche Offenbarung samt dem gesamten Erlösungswerk konsequent fortsetzt, zur menschlichen Natur als sol­cher dasselbe Verhältnis habe, welches zu dieser Christus hat (,..)“50 Das wie­derholt auch Scheffczyk, vor allem in der Abteilung: „Das Gott-Menschliche als Urstruktur des Katholischen.“51 Nach Scheffczyk bestand der Grund dafür, warum bei diesen Gedankengang Staudenmaier Hegel verlässt, im folgenden: „So hat er Hegel (...) zu einer Zeit (1846) als die praktischen Konsequenzen der abstrakten Einheitsideologie noch kaum zu erkennen waren, den Vorwurf gemacht, dass er sich mit seiner Verherrlichung des Staates demselben Ziel nä­here, dem der Kommunismus zustrebe, nämlich ,eine abstrakte, allgemeine, aber auch leere Menschheit zu gewinnen4 und das menschliche Wesen zu zers­tören.“52 Staudenmaier entwickelt den Begriff der Katholizität einerseits apologetisch­kontroverstheologisch: „Das Wesen der katholischen Kirche. Mit Rücksicht auf ihre Gegner dargestellt“, gleichzeitig aber aus ihrem inneren Leben, ohne Rücksicht auf gegensätzliche Vorwürfe, in seinem: „Der Geist des Christen­tums, dargestellt in den heiligen Zeiten, in den heiligen Handlungen und in der heiligen Kunst“, dessen Stil Scheffczyk mit folgenden Worten charakterisiert: „in einem gemütvoll-innigen Ton die Idee des katholischen Christentums aus dem kultischen leben der Kirche herauszuarbeiten.“53 50 Aus: Das Wesen der katholischen Kirche. Zitat nach Scheffczyk, L. (Hrsg.), Theologie in Auf­bruch und Widerstreit, 75. 51 Vgl. Scheffczyk, L., Katholische Glaubenswelt, 118-124. 52 Scheffczyk, L. (Hrsg.), Theologie in Aufbruch und Widerstreit, XXII. 53 Ebd. 60.

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